Kapitel 1 (von: Sermon)

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Mein Kopf schmerzt noch immer von den wirren Träumen, die mich aus meinem Schlaf rissen. Fetzen von Ereignissen spukten durch meinen Kopf, fuhren durch mein Gehirn wie Blitze. Der Schmerz war schließlich so groß, daß ich meine Augen aufriß. Doch was ich nun sah, mutet mir noch immer wie ein Traum an. Der Raum, in dem ich aufwachte stank nach Tod, Verwesung, Formaldehyd. Langsam erhob ich mich von der kalten Steinbahre, auf der ich gelegen hatte und blickte mich um. Überall im Raum befanden sich Bahren, auf denen aufgeschlitzte, ausgeweidete Leichen lagen. Wo war ich? Wie kam ich hierher? Aber vor allem nagte eine Frage an mir: Wer war ich?
Keine Erinnerung, kein Name, nur Schmerzen. Ich stand auf und sah drei schwerfällig schlurfende, verwesende Gestalten herumtorkeln, die mich anscheinend nicht beachteten. In welchem Alptraum war ich nur aufgewacht? Was aber dann passierte, ließ mich noch mehr an meinem Verstand zweifeln. Von einem Regal hinter mir erhob sich plötzlich ein Totenschädel und schwebte zu mir herüber. Seine Augen befanden sich noch in den Höhlen und blickten mich, sofern dies ohne Augenlider und Augenbrauen möglich war, neugierig an. Plötzlich begann der Schädel zu mir zu sprechen. Der Schädel nannte sich selbst Morte und sagte mir, ich befinde mich in der Leichenhalle. Leichenhalle? War ich etwa tot, als ich hier ankam?
Morte musterte meinen Körper. Jemand hatte etwas mit einem Messer in mein Fleisch eingeritzt. Daher der Schmerz. Es sah so aus als ob dies schon oft der Fall gewesen war, denn mein Körper war übel zugerichtet. Tausende von Narben zieren mich. Ich muß wirklich kein schöner Anblick sein. Morte besah sich die Narben und fand heraus, daß es sich um eine Inschrift hadelte, die da in meinen Rücken eingeritzt war:
"Ich weiß, das du dich so fühlst, als hättest du 'n paar Eimer Styxwasser getrunken, aber du mußt dich KONZENTRIEREN. In deinem Besitz müsste sich ein JOURNAL befinden, das ein wenig Licht in das Dunkel dieser Angelegenheit bringen kann. PHAROD sollte dir den restlichen Plausch liefern können, wenn er nicht schon im Totenbuch steht. Verliere das Journal nicht, sonst sind wir schon wieder den Styx hoch. Und was auch immer du tust, erzähle niemandem WER du bist, oder WAS mit dir geschieht, denn sonst wirst du auf eine schnelle Pilgerfahrt zum Krematorium geschickt. Tu was ich dir sage: LIES das Journal und dann FINDE Pharod."
Das war eine seltsame Nachricht. Ich könnte niemandem erzählen wer ich bin und was mit mir geschieht, weil ich darüber keine Ahnung habe. Welches Journal sollte ich bei mir haben? Wo war es jetzt, da ich es offensichtlich nicht bei mir habe? Was stand darin? Und wer war Pharod? So viele Fragen und keine Antworten.
Morte sagte mir noch, wir seien Gefangene, da dieser Raum abgeschlossen sei und wir nicht ohne Schlüssel hier raus könnten. Er deutete auf die drei Gestalten und meinte, eine der drei wandelnden Leichen hätte wohl einen Schlüssel für diesen Raum. Weiters erklärte er mir, daß diese Leichen als Arbeitskräfte für die Leichenhallenwärter dienen. Morte meinte, er hätte auf einem Regal ein Skalpell gesehen, mit dem ich die Zombies töten und den Schlüssel an mich nehmen könnte. Ich fand das Skalpell und näherte mich den Zombies. Vorsichtig untersuchte ich sie alle und fand tatsächlich bei einem den Schlüssel. Danach tötete ich sie. Was soll's. Nur dumme, wandelnde Leichen - so wie ich? Eine der Leichen verwundete mich durch einen Schlag. Doch da passierte etwas seltsames. Ich konnte der Wunde zusehen, wie sie sich von selber wieder schloß. Was geschieht mit mir?
Als ich die Tür aufschloß, erklärte mir Morte, daß die Verwalter der Leichenhalle sich selbst "Staubmenschen" nennen. Sie glauben daran, daß der Tod eine Erlösung ist und beleben die Verstorbenen, die ihnen zu Lebzeiten ihren Körper vermachen, nach ihrem Tod wieder und setzen sie als Arbeitskräfte ein. Unheimlich.
Da ich mein altes Tagebuch nicht bei mir hatte, fing ich ein neues an. Genug Tinte und Pergament war ja hier vorhanden. Wir gingen wieder durch einen Raum, der voller Bahren, Leichen, Zombies und fauligem Gestank war. Morte und ich ließen auch diesen Raum hinter uns, nur um einen anderen Raum zu betreten, der dem vorher verlassenen nur allzu ähnlich war. Ich nahm einem Zombie ein paar Bandagen ab, die er mit sich trug. In ihrem tranceähnlichen Zustand merken es diese Untoten gar nicht. Auf einem Tisch fand ich einen Schlagring und ein paar Kupfermünzen. Auf einem anderen Tisch lag ein Buch, welches viele Einträge enthielt, es handlete sich um die Leichen, die in den Vorbereitungsraum überstellt wurden. Die letzte Seite war herausgerissen worden. Im Maul eines der Zombies fand ich eine Notiz, die ich mir durchlas. Sie schien eine Art Rätsel zu bergen. Aber damit werde ich mich später beschäftigen. Im selben Raum stieß ich auf einen alten, kranken Schreiber, der vor einem riesigen Buch mit tausenden von Namen saß. Sein Name war Dhall. Er schien mich zu kennen. Nannte mich "Rastloser" und sagte mir, daß ich schon oft hier gewesen sei und jeder "Tod" mir meine Erinnerung nähme. War ich wirklich tot, als ich hier ankam? Dieser Pharod, der Name war in meinen Körper eingeritzt, hatte mich anscheinend mit dutzenden anderen Leichen hierhergebracht. Dhall erzählte mir, daß Pharod ein "Totensammler" sei, der die Toten einsammelt und gegen Geld in die Leichenhalle bringt. Dhall sagte mir auch, ich könne Pharod irgendwo an dem Ort finden, den man "den Stock" nennt. Weiters erzählte mir Dhall, daß die Stadt, in der ich mich befinde, Sigil heißt. Auf die Frage, ob Dhall mich kenne, meinte er, er wisse nicht viel über mich. Nur soviel, daß alle, die mit mir gereist sind, großes Leid zu ertragen hatten. Eine Frau, welche mit mir gereist war, sei im Erdgeschoß der Leichenhalle bestattet. Ich werde versuchen, ihre Gruft zu finden. Vielleicht weckt das Erinnerungen in mir.
Ich verließ Dhall und bemerkte in dem Raum zwei Türen. Eine davon war abgeschlossen. Da ich nicht den passenden Schlüssel hatte, benutzte ich die andere Tür. Im nächsten Raum fand ich einen Zombie, der einen Bücherstapel in der Hand hielt. Ich untersuchte die Bücher genau und fand die fehlende Seite aus dem zuvor gefundenen Buch. Bei einem der Einträge auf dieser Seite musste es sich wohl um mich handeln, da sämtliche Einträge neueren Datums waren, doch leider standen keine Namen dabei.
Im nächsten Raum befand sich eine Staubmenschen Frau namens Ei-Vene. Sie stocherte mit Ihren Händen in einer Leiche herum. Als ich mir ihre Hände genauer ansah, stellte ich fest, daß sie statt Fingern messerscharfe Klauen hatte, mit der sie in der Leiche herumschnipselte. Morte erklärte mir, daß diese Frau ein "Tiefling" sei, halb Mensch, halb Scheusal. Ich wollte sie ansprechen, doch sie gab mir keine Antwort, also schubste ich sie sanft an. Sie drehte sich zu mir um und schaute mich mit zugekniffenen Augen an. Anscheinend war sie nicht nur stocktaub, sonder auch noch halb blind. Offensichtlich verwechselte sie mich mit einem Zombie (was bei meinem Äußeren vielleicht gar nicht so schwer ist) und verlangte von mir, ich solle ihr Nadel, Faden und Balsamieröl besorgen. Um nicht aufzufallen (die Staubmenschen wären sicher nicht sehr erfreut, wenn einer ihrer "Toten" wieder abhauen würde), machte ich mich auf die Suche nach den Dingen, die sie verlangte.
Ich ging also weiter. Der nächste Raum unterschied sich nicht viel von den anderen. Nur ein Zombie fiel mir auf, der sich nicht ganz so träge bewegte, wie die anderen. Ich sprach ihn an und es stellte sich heraus, daß er ein Spion der "Anarchiste" sei, einer Gruppe in Sigil, die die alte Ordnung stürzen und eine neue Ordnung einführen wollen - nämlich keine Ordnung. Ich versprach dem falschen Zombie, den Staubmenschen nichts zu verraten und ging weiter.
Im nächsten Raum fand ich das Balsamierungsöl, welches Ei-Vene benötigte. Nun fehlten mir nur noch Nadel und Faden. Neben einer Teppe fand ich einen abgeschlossen Schrank. Mit Hilfe von Morte brach ich ihn auf und fand einen Ohrring und ein paar Bandagen. Außer den blutigen Bahren und den stinkenden Leichen befand sich in dem Raum nur noch eine Türe, die leider verschlossen war und der Treppenaufgang. Meine Möglichkeiten waren also sehr begrenzt. Um einen Weg aus dieser Leichenhalle zu finden, stand mir nur ein Weg offen. Ich mußte also nach oben . . .