Kapitel 4 (von: BoBo)

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Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir die Gruft ohne weitere Zwischenfälle. Sogar die Schläger ließen uns in Ruhe, was Angesicht unseres Zustandes nicht von Nachteil war. Nach den Kämpfen und dem hektischen Treiben auf den Straßen war hier ein willkommener Platz um etwas Ruhe zu finden und die Ausrüstung zu kontrollieren. Der alte Kupferohring aus der Leichenhalle fesselte mich besonders. Warum hatte er keinen Haken um ihn am Ohr zu befestigen? Kaputt schien er nicht zu sein. Bei näherer Betrachtung fiehlen mir merkwürdige Rillen auf, die mit den Symbolen von Zombie Nr.79 aus der Leichenhalle eine gewisse Ähnlichkeit hatten. Vorsichtig legte ich meinen Finger in die Kerbe, auf die das Dreieck in dem gezackten Kreis zeigte. Mit einem leisen Schnappen öffnete sich der oberer Teil. Nun wurde mir der Sinn des Ohrrings klar: in einem kleinen Hohlraum konnte etwas vor neugierigen Blicken versteckt werden. Leider hatte der Vorbesitzer von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht, doch die Enttäuschung war schnell verflogen. Schließlich mußte der Ohrring ordentlich Klimper bringen.
Knirschend machte mich Morte auf den Sinn unserer Pause aufmerksam. Ich verstaute den Ring und wir legten uns auf den kalten Boden um ein paar Stunden auszuruhen.
Erholt weckte ich meine Gefährten und wunderte mich wiedereinmal wie es einem Schädel gelingen kann zu schweben! Irritiert nahm ich mein Journal und blätterte die Notizen durch. Beinahe hätte ich mein Versprechen an Sev'Tai vergessen. Da die "bellenden Hunde" bei der Bar sein sollen, machten wir uns auf den Weg. Beim Anblick der Nacht wurde mir bewußt, daß es mit meinem Zeitgefühl nicht zum Besten stand. Mein letzter Tod hatte wohl mehr als eine Wunde hinterlassen.
Nach ein paar Schritten wurde ich von dem Plunder abgelenkt, der mir vor kurzem als unnötiger Ballast erschien. Angesichts unserer wenigen Kupferstücke nahm ich zumindest die alten Waffen wieder zu mir, in der Hoffnung, doch noch etwas Klimper zu erfeilschen. Allerdings mußte ich erst noch einen Händler finden, der mich wegen des rostigen Dolches nicht gleich anspuckt.
Beim Anblick des gewaltigen Bogens, der die beiden Bezirke voneinander trennt, mußte ich an Ingress denken und Schritt mit Unbehagen unter ihm durch.
Vor der Bar hielten sich keine "bellenden Hunde" auf, also suchte ich in der Nähe des heruntergekommenen Mietshauses.
Der kleine dicke Mann wirkte in so einem dunklen Bereich deplaziert. Ich war etwas überrascht, daß er mich gleich mit einem freundlichen "Wie geht's dir heute?" begrüßte. Da ich ausgeruht war antwortete ich "Es geht mir gut." Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. Ich überlegte kurz, ob er es Angesicht meiner unzähligen Narben als Ironie auffasste, verwarf den Gedanken aber. Seine Aufmerksamkeit schien mehr dem verdorrten Baum vor ihm als mir zu gelten. "Und wie geht's dir heute?". "Es geht mir eigentlich nicht schlecht, aber ich bin traurig". Passend für so einen Ort. "Wieso?". Da er bereits die ganze Zeit den verdorrten Baum mit einem traurigen Blick bedachte und ihn tätschelte, kam mir meine Frage etwas dumm vor.
"Die Bäume sterben und den Leuten ist es gleichgültig!". Angesichts des ganzen Elend in den Straßen wurde mir erst jetzt bewußt, daß ich ihn Sigil noch keinen einzigen gesunden Baum sah. Das Gestrüpp mit seinen scharfen Blättern, das manche Häuser bedeckte, konnte kaum als "gesund" und "Baum" bezeichnet werden. Ich musterte das vertrocknete Etwas und antwortete "Ja, du hast recht, das ist eine traurige Sache". Überrascht erwiderte er "Wirklich? Oh! Ich meine wundervoll!
Wenn dies die Leute sagen, und wirklich wollen, daß die Bäume wieder grün werden und blühen, könnte es bestimmt klappen!". Welch ungewöhnliche Gedanken, aber er könnte recht haben! "Du könntest recht haben". Er ermunterte mich, meine Begleiter zu fragen. Morte antwortete gelangweilt "Was? Oh ja, Meister klar - was auch immer du sagst." Zornig starrte ich Morte an. Er fügte hastig hinzu "Ich versuchs ja!".
Dak'kon war der ganzen Situation nicht abgeneigt und stimmte bereitwillig zu.
Neugierig fragte ich warum die Bäume überhaupt sterben. "Die Dabus sind Schuld, in diesen Teil des Stocks kommen sie nur selten.". "Warum?". "Wegen Fell. Er ist der einzige Dabus, der nicht der Dame dient. Er hat einen Tätowierungsladen.". Der Name Fell löste in mir ein gewisses Kribbeln aus. "Wo kann ich Fell finden?". "Geh einfach Richtung Osten. Auf einem Gebäude siehst du dann Fells persönliches Symbol: ein weißes Oval mit einem Blitz in der Mitte". Als ich meine Tätowierungen betrachtete fragte ich mich was wohl mein "persönliches Symbol" ist? Bevor ich mich verabschiedete erkundigte ich mich noch nach seinem Namen. "Ich werde der-um-Bäume-trauert genannt".
Im Osten fand ich ein ungewöhnliches Haus mit den Symbol das der-um-Bäume-trauert beschrieben hatte. Im Inneren war auf den ersten Blick, von dem Dabus abgesehen, nichts ungewöhnliches. Aufmerksam musterte ich Fell. Er war -für einen Dabus- normal. Weißes Haar, grünliche Haut, ein Paar Bockshörner. Trotzdem wirkte er seltsam. Auf einmal erkannte ich, was mich an ihm störte. Er stand auf dem Boden und schwebt nicht wie die anderen Dabus. Beunruhigend.
Beim Anblick des Dabus wurde mir klar, daß ich Fell bereits getroffen hatte, nur konnte ich ihn nicht so recht einordnen. Fell blickte mich an und über seinem Kopf erschien sein Symbol. Er hatte meine Verwirrung richtig gedeutet. "Ich hab' das Gefühl, dich zu kennen, Fell." Anstatt mir zu antworten kreiste ein Strom von Symbolen um seinen Kopf. Obwohl ich mich nicht erinnern kann, jemals die Bedeutung der Symbole gelernt zu haben, erschienen sie vertraut. Nach einer Weile hatte ich die Bilder entschlüsselt. "Die ist das erste Mal und nicht das erste Mal, daß du an diesem Ort bist.". "Weißt du wer ich bin?". "Ja. Aber es ist mir nicht erlaubt, deine Geschichte zu erzählen." Diese Antworten ließen auf ein etwas zähes Gespräch schließen. Trotz mehrmaligen Fragens blieb Fell stur. "Entschuldige, aber ich kann es nicht. Ich kann das Wesen eines Menschen nicht ändern". Dieser Satz schlug wie ein Schwert in meine Gedanken ein und ich mußte mich beherrschen nicht zu kotzen. "Wesen eines Menschen? Was soll das bedeuten?". Da Fell mir nur eine unbefriedigende Antwort gab, wechselte ich das Thema. "Kannst du mir etwas über die Tätowierungen auf meinem Knochengerüst erzählen?". "Die auf deinem Rücken wurden von sorgfältiger Hand gemacht und sind Anweisungen für einen Geist, der sich selbst vergißt. Das Symbol auf deiner linken Schulter ist das Zeichen für Folter.". Mit den Anweisungen meinte er wohl das Handbuch für den Wiedergeborenen das mir Morte vorgelesen hat. Aber was zum Teufel bedeutet Folter?. "Folter?". Fell antwortet mit einem Symbol, das mit fast in den Augen schmerzte. "Es ist Folter. Dies ist es, was alle gequälten Seelen zu dir zieht.". Fell nickte in Richtung meiner Schulter."Das Fleisch weiß, wann es leidet, selbst wenn der Geist es vergessen hat. Und so trägst du immer die Rune". Was bedeutet das? Der Sinn blieb mir leider völlig verborgen. Ist dies mein Symbol? Folter? Und wenn, warum handelt es sich bei "meinem" Symbol um eines, dessen bloser Anblick mir Schmerzen bereitet? Ich beschloß das Gespräch vorerst zu beenden.
Im hinteren Teil des Studios bemerkte ich einen Vorhang der mich neugierig machte. Fell protestierte nicht, als Morte, Dak'kon und ich den abgetrennten Teil begutachteten. Mir wurde übel. Über primitiven Holzrahmen waren Menschenhäute gespannt und jede Haut war mit ungewöhnlichen Symbolen verziert.
Nachdem ich die Symbole längerer Zeit betrachtet hatte, fragte Dak'kon: "Ist dir eigentlich bekannt was als nächstes zu tun ist?".
Wir gingen zu Fell und fragten nach den Rahmen. "Dies ist meine Galerie. Du bist meine Leinwand. Ich bewundere dich. Ich bin traurig wegen dir.". Ich hatte Fell anscheinend vor meinem Erwachen in der Leichenhalle bereits getroffen, daß er wegen mir traurig ist erschien mir allerdings seltsam. "Ich bewundere dich, weil du dich niemals der Last dieser Verluste ergeben hast, obwohl ihre Ketten noch an dir hängen. Diese Verluste hüllen dieses Leben und alle deine vergangenen ein. Du streifst Leben ab wie eine sich häutende Schlange. Du erforscht die unendliche Pfade des Lebens. Nimm diese Warnung mit: jedes deiner Leben wirft einen Schatten auf das Dasein. Du mußt zu einem Ort reisen, wo diese Schatten verrückt geworden sind und Reue der Erde Narben zugefügt hat." Ich verstand kein Wort. Ich gehörte sicher nicht zu den dümmsten in Sigil, trotzdem erschienen mir Fells Worte fremd.
Da Fell, auf seine Art, bereits alles sagte was er zu sagen hatte warf ich eine kurzen Blick auf seine verfügbaren Tätowierungen. Eine stach mir besonders ins Auge: "Die Tätowierung der rastlosen Toten". Verdutzt blickte ich zu Fell. Dieser erzählte mir eine kurze Geschichte über meine Abenteuer im Mausoleum, lieferte aber keine nähere Erklärung. Wenn schon dieses kurze Abenteuer Fell zu einer magischen Tätowierung veranlaßte, was vermochten dann wirklich großen Taten zu vollbringen?. Ich beschloß Fell nicht zu fragen, woher er dies überhaupt erfahren hatte.
Vor Fells Studio lauerten uns Schläger der bellenden Hunde auf. Morte war für einen schwebenden Schädel wie immer erstaunlich zielsicher, meine Angriffe waren jedoch erbärmlich. Als Dak'kon mein Mühen sah, murmelte er ein paar Silben. Ich spürte wie meine Stärke in ungeahnte Höhen schoß. Mit der gewonnenen Stärke und meinen Gefährten war es ein leichtes, die ungewöhnlich starken Schläger zu töten.
Nachdem wir etwas Klimper, einen Ohrring und zwei merkwürdige Rattenschwänze als magere Beute einsammelten, fragte ich Dak'kon nach seinem Zauberspruch. "Wisse, dies war -Die Stärke des Einen- aus dem Ring von Zerthimon.".
Die Silben die Dak'kon während des Kampfes geflüstert hat, schienen mir vertraut. Aber den letzten Schlüssel zur Einsicht schien ein anderer für mich bereit zu stellen. Da Dak'kon mir keine weiteren Auskünfte erteilen wollte, beschloß ich die Augen nach einer oder einem Magiekundigen offen zu halten. Die Kunst scheint mir nicht unvertraut und nach dem letzten Kampf ist der Pfad der Magie nicht völlig unwahrscheinlich.
Da ich nun mein Versprechen an Sev'Tai einlösen konnte, machten wir uns auf den Weg. Als ich ihr mitteilte, daß wir die Schläger ins Totenbuch steckten, schenkte sie uns einen Kupferohring der einer ihrer toten Schwestern gehörte. Eine makabere, aber nicht unwillkommene Belohnung für unsere Mühe.
Draußen bemerkte ich Ingress. Wir hatten Mühe sie einzuholen um ihr endlich mitteilen zu können, daß Candrian ein Portal zu ihrer Ebene kennt. Sie reagierte sehr zurückhaltend. Eigentlich hatte ich etwas Freude in ihren Augen erwartet, da sie soviele Jahren in diesem Kerker verbrachte. Ich wünschte ihr noch viel Glück und machte mich auf den Weg um Caldrian in der "schwelenden Leiche" zu treffen.
In der Nähe der Bar riß mich eine umhereilende Frau aus meinen Gedanken und flehte mich an "Hilf mir, Schleifer! Bitte! Sie töten meine Schwester!". Hastig zog sie an meinem Arm. Noch etwas verwirrt fragte ich "Wer?". "Dieser betrunkene Mann, der uns vor einer der Tarvernen gefolgt ist... Wir dachten, er wäre nicht gefährlich... Bitte, Schleifer, wir haben keine Zeit mehr! Hilf uns!" "Moment! Erst hast du gesagt, sie bringen deine Schwester um, und jetzt sagst Du er bringt sie um. Was stimmt denn jetzt?". Ihr Blick wanderte über die Blutflecken auf ihrem Kleid. Das Blut war bereits völlig eingetrocknet und mehrere Stunden alt. "Was führst du im Schilde?". "Meine Schwester liegt im Sterben während wir hier zögern!". Da mir ihre Nervosität nicht entgangen war versuchte ich es mit einer Täuschung. "Du führst doch was im Schilde. Sag mir, was los ist, oder ich töte dich.". Ein Blick auf meine unzähligen Narben überzeugt sie. "Ich soll Leute in eine Gasse in der Nähe locken. Dort warten sie... um die deinen Klimper abzunehmen.". Ich ersparte mir irgendwelche Ratschläge und wand mich von ihr ab.
In der Bar gab Candrian mir eine Belohnung die er von Ingress erhalten hatte. Einen Beutel voll Zähne! Bevor ich mich abwenden konnte, machte mich Morte darauf aufmerksam, daß er schlecht mit Schwertern hantieren könne und sich die Zähne mal genauer anschauen möchte. Wir stellten fest, daß durch den Beutel voll Zähne Morte seine Kampfkraft erhöhen kann. Eine ungewöhnliche, aber sehr nützliche Belohnung. Etwas erheitert verließen wir die Bar.
In einigen Schritten Entfernung erblickte ich der-um-Bäume-trauert. Im Gegensatz zu unserem ersten Treffen schien er etwas aufgeregt. Hastig rannte ich zu ihm und fragte "Gibt es irgendwelche Veränderungen?". "Ja mein Freund und ob! Es fließt frischer Saft durch den Stamm und ein paar neue Knospen bilden sich!". Wir, selbst Morte, waren völlig verblüfft. Es war kaum eine Stunde vergangen und in einem fast toten Baum pulsierte neues Leben. Waren Gedanken und Worte wirklich so mächtig? Dieser Name, der-um-Bäume-trauert, erschien mir auf einmal so wichtig. So unendlich wichtig.
Ein paar Schläger witterten eine Chance und versuchten uns anzugreifen. Sie bereiteten keine großen Probleme. Die Beute war etwas besser als beim letzten Mal, sogar ein Blutgerinnseltalisman war darunter. Da wir keine Heilmittel besaßen, war dieser sehr willkommen.
Die Nacht behagte uns nicht besonders und unsere letzten Kämpfe hatten doch Spuren hinterlassen. So beschlossen wir uns wieder in der Gruft auszuruhen.
Am nächsten Morgen machten wir uns Richtung nord-westen auf um den dortigen Teil des Stocks zu erkunden.
Das Geschrei eines Stock-Schleppers war wie immer das erste das an meine Ohren drang. ich ignorierte Mortes Warnung und ging auf einen Mann zu dessen Gesicht vollständig mit schwarzen Linien überzogen war.
"Sei gegrüßt." Er antwortete mit einer merkwürdigen Stimme und die Linien auf seinem Gesicht bildeten ein neues Muster. "Dieser hier hat einen Namen: Der hier heißt Porphiron. Dieser hier möchte wissen: Warum sprichst du diesen hier an?". Ich fragte mich, warum mir niemand vernünftig antworten kann. Wenigstens sprach er nicht ausschließlich durch seine Linien zu mir. Er wirkte zwar nicht besonderes gefährlich, trotzdem bereitete ich mich auf einen Kampf vor. Ich beschwichtigte ihn und sagte, daß ich nur Fragen über die Stadt stellen möchte. Die Frage war allerdings sinnlos, da er erst vor kurzem nach Sigil kam.
Nachdem ich das Linienmuster längere Zeit betrachtete, mußte ich einfach fragen. "Warum bewegen sich diese Linien da... in deinem Gesicht?" Er gab keine klare Antwort. Er erzählte umständlich von drei Gaunern die ihm eine Kette abgenommen haben. Es stellte sich heraus, daß er zwar ein Krieger ist, er aber ein Gelübde der Gewaltlosigkeit abgelegt hat. Der Orden dem er angehörte "Orden von Erit Agge" schien auf "die letzten Tage" zu warten. Ich war mir zwar nicht ganz sicher was er damit meinte, er sollte aber aufpassen, sonst erlebt er diese Tage nicht mehr.
Ein Pazifist der auf den großen Augenblick wartet an dem er seine kämpferischen Fähigkeiten einsetzen kann... Auch nicht seltsamer als ein von Narben Übersäter der mit einem schwebenden Schädel umherzieht.
Da Porphiron keine Möglichkeit hatte seine Kette zurück zu bekommen, bot ich meine Hilfe an. Bei der Kette handelte es sich um diejenige, die ich bereits den Schlägern bei der Bar abgenommen hatte. Ich war froh nicht durch ganz Sigil rennen zu müssen. Bereitwillig überlies ich Porphiron die Gebetskette. Als ich ihm sagte, daß wir uns die Kette mit Gewalt geholt hatten, schien er zufrieden zu sein.
Er machte keine Anstalten uns irgendeine Belohnung zu geben Ich fragte ob er mich wenigstens im Kriegerhandwerk unterrichten könne. Er willigte ein und hielt einen Vortrag über Konzentration, Erfahrung und anderen Dingen die für einen Krieger wichtig sind. Er erläuterte noch verschiedene Stufen des Kriegers, wobei die Beschreibung des Unwissenden am besten zu mir paßte.
Nach den Worten sollten nun endlich Taten folgen und so ließ ich mich im Umgang mit Dolchen Unterrichten. Es war eine schmerzvolle Erfahrung, doch schließlich war ich nicht mehr ganz ungeschickt. Ermutigt wollte ich von Porphiron noch mehr Training, er konnte mir allerdings nicht mehr beibringen. Er meinte ich solle mich auf die Suche nach einem Meister machen um mehr zu lernen. Eine Gelegenheit meine neuen Fähigkeiten zu testen ließ nicht langen auf sich warten. Ein paar Schläger waren unvorsichtig genug um uns anzugreifen. Ich merkte deutlich, daß es nun wesentlich leichter war den Dolch zu führen. Wir teilten die Beute auf und beschlossen bald einen Händler aufzusuchen, da unsere Taschen schon recht voll waren.
Etwas nördlich erblickte ich einen Mann, der etwas zu suchen schien. Er machte einen harmlosen Eindruck, also sprach ich ihn an. Er stelle sich als Vlies vor und bat mich ihm zu helfen, da die Bewohner des Stocks nicht sehr hilfreich waren. Anscheinend hatte er sich verlaufen und sucht das Haus einer Tante. "Seit meinem letzten Besuch scheint sich der Verlauf der Straßen geändert zu haben". Die zahlreichen Dabus ließen an seinen Worten keinen Zweifel aufkommen. Gerade als wir uns verabschiedeten, bemerkte ich wie Vlies in meine Taschen griff und etwas Klimper stahl. Fasziniert von seiner Fingerfertigkeit gab ich ihm noch eine Gelegenheit etwas zu stehlen und beobachtete genau wie er vorging. Es erschien ganz leicht, ich hatte dennoch etwas gelernt.
Vlies hatte mir zwar, ohne es zu wissen, etwas beigebracht, trotzdem wollt ich den Klimper wieder zurückhaben. Blitzschnell griff ich seine Hand bevor er verschwinden konnte. Vergeblich versuchte er sich aus meinem Griff zu befreien. Um seine Aufmerksamkeit zu bekommen verpaßte ich ihm eine anständige Ohrfeige. Benommen sah er mich an. "Gib mir das zurück, was du mir gestohlen hast.". Hastig leerte er seine Taschen und gab mir seinen ganzen Klimper. Morte grinste freudig, ich beschloß aber Vlies den Rest zurück zu geben, schließlich bin ich kein räudiger Dieb. Nachdem ich ihn losließ machte er sich schnell davon. Ich ignorierte Mortes Kommentare und ging weiter.
Hinter einem schäbigen Haus bemerkte ich ein paar seltsame Tiere die regungslos am Boden lagen. In mitten dieser Tiere stand ein Mann der unglaublich stank, man konnte seinen Geruch sogar als gelbe Schwaden sehen. Wir sollten uns beeilen, sonst wird es uns wie den Tieren gehen.
Bevor wir uns davonmachen konnten hatte uns der übelriechende Kerl bemerkt und winkte uns zu sich her. Angewidert näherte ich mich ihm, Dak'kon und Morte blieben in sicherer Distanz stehen. "Ich bin Mar, und ich würde dich gerne um einen Gefallen bitten.". Ich erwartete, daß er mich fragte, wo er ein Bad finden könnte, Mar erzählte jedoch daß er sich sein Bein verstaucht hat und seinen Botengang nicht erfüllen könne. "Es geht um Leben und Tod! Ich muß dieses Kästchen hier abliefern, sonst geht's mir an den Kragen!". Ich willigte ein ihm zu helfen. "Es muß zu Ku'atraa gebracht werden. Er treibt sich wahrscheinlich irgendwo im Südosten des Stocks rum". Er muß wohl die Gegend bei der "schwelenden Leiche" gemeint haben. Er warnte mich noch davor das Kästchen zu öffnen, diese Drohung kam mir jedoch etwas übertrieben vor. Als ich das Kästchen näher betrachtete beschlich mich ein ungutes Gefühl. Bevor ich Mar weitere Fragen stellen konnte, rannte er davon. Anscheinend war seine Verstauchung ein harmloser Vertreter seiner Art. Ich verfluchte mich für meine Leichtgläubigkeit. Wir sollten das Kästchen bald loswerden.
Von dem Gestank war mir immer noch schlecht. Das Haus vor dem wir standen schien eine Art Herberge zu sein. Genau das richtige um auszuruhen.
Im inneren der Herberge begrüßte uns Arlo. Ich erwiderte seinen Gruß und versuchte zu ignorieren, daß er die ganze Zeit an seiner Nase rumpult und Schorf von ihr kratzt. Als ich mir die Betten ansah, bereute ich meine Frage: "Könnte ich mich hier ausruhen?". "Klar, Dussel... wenn du genug Klimper hast.". Ich hatte nicht anderes erwartet, selbst in so einem Loch ist nicht umsonst. "Keiner bleibt hier umsonst, außer dem ollen Nestor da drüben. Und der berappt nur nicht, weil niemand so blöd ist, sich mit ihm anzulegen.". Ich blickte zu Nestor. Er lief zwar unruhig hin- und her, wirkte aber auch nicht verrückter als die anderen Stockbewohner.
"Wenn du ihn mir vom Hals schaffst, kannst du hier umsonst übernachten. So oft du willst.". Das Angebot konnte ich nicht ablehnen. Ständig auf dem kalten Boden der Gruft zu schlafen ist nicht das Wahre. Ich willigte ein.
Hinter einem Bett sah ich ein seltsames Wesen. Es schien eine Mischung aus Ziege und Mensch zu sein. Diese Art war uns bereits auf den Straßen begegnet. Die beiden anderen Gäste bezeichneten ihn als Baurier. Gerade als ich ihn ansprechen wollte, bemerkte ich daß er schläft. Ich fragte mich ob Baurier immer im stehen schlafen oder ob dieser nur vermeiden wollte sich in eines der Betten zu legen.
Nestor riß mich mit seinem lauten Fluchen und seinen "Luftschlägen" aus meinen Gedanken. Er war wohl doch etwas verrückter als die anderen Stockbewohner. "Nein! Nein! Neiiiiin! Das bist du nicht... huh huh! Aber bald... ja, bald.". Ich machte mir nicht allzu große Hoffnungen, sprach ihn aber dennoch an. Aus seinem irren Gestammel konnte ich mir nach einigen Mühen doch ein paar nützliche Informationen zusammenreimen. Irgend ein Gauner hatte ihm seine Gabel abgenommen und diese Gabel soll ein Schlüssel zu seinem Protal sein. Nestor hatte sich aber nicht kampflos ergeben, sondern dem Dieb noch ein Ohr abgebissen.
Es sollte nicht allzu schwer sein, einen einohrigen Mann zu finden. Wenn Nestor seine Gabel wieder bekommt, wird er sich aus dem Staub machen und Arlo ist seinen Gast los. Wir machten uns auf die Suche nach dem Gauner.
Hinter der Herberge erblickten wir den Mann mit einem Ohr. Er war zwar ein hinterhältiger Dieb, ich wollte aber trotzdem versuchen die Gabel friedlich zu bekommen. Als ich ihn fragte, ob er Nestor die Gabel abgenommen hat wurde er wütend und griff an. Mit unserer bewährten Taktik hatten wir ihn schnell besiegt. Er hatte nicht viel dabei, wir hatten es aber nur auf die Gabel abgesehen.
In der Herberge gabe ich Nestor seine Gabel zurück. Er wirkte sehr erleichtert und gab mir als Belohnung das abgebissene Ohr. An dem bereits halbverfaulten Stück Fleisch baumelte ein besonderer Ohrring aus Obsidian. Leider war er für Diebe gedacht so daß ich ihn erstmal einsteckte.
Nestor öffnete mit seiner Gabel ein Portal und verschwand. Jetzt war klar, warum er die Herberge nicht verlassen wollte, er wachte die ganze Zeit über das Portal. Arlo hatte anscheinend alles beobachtet und nickte uns zu sich her. Wie versprochen ließ er uns umsonst übernachten.