Die Kunst
Nachdem ich ausgeruht war ging ich aus dem kleinen Haus raus, wieder
auf die Strassen. Ich überlegte gerade, was wohl als nächstes
zu tun sei. Da sah ich meine Begleiter an und mir fiel ein, dass wir so
einiges hatten, was wir verkaufen könnten, um ein wenig Klimper zu
machen.
Irgend eine Erinnerung sagte mir, dass der Markt nicht weit von hier war,
also, worauf warteten wir? Wir marschierten (und Morte flog) Richtung
Südwesten, erneut unter einem grossen Torbogen durch, in einen anderen
Stadtteil. Ein grosses Gebäude versperrte mir die Sicht, aber den
Stimmen nach zu urteilen, die Anpreisungen herausschrien, war der Markt
gleich hinter diesem Haus.
Tatsächlich, als ich um die Ecke bog sah ich bereits den ersten Händler,
der mir einige exotische Dinge zum probieren reichen wollte. Aber Klimper
ist bei mir Mangelware, also verzichtete ich.
Da standen überall Händler rum und einer fiel mir besonders
ins Auge. Er stand in der Mitte des Platzes und pries anscheinend die
kleinen grünen Tierchen an, die zu seinen Füssen rumsprangen.
Ich quasselte ein wenig mit ihm und erfuhr, dass es sich dabei um Lim-Lims
handelt. Lim-Lims sind eine Art Mischung zwischen Insekt und Echse. Sie
ernähren sich von Kleingetier und sind sehr treu. Ein Lim-Lim folgt
seinem Besitzer und verteidigt ihn. Ich sah kurz zu Morte rüber und
er sah nicht aus, als ob er was dagegen hätte, wenn ich mir eins
kaufte. Ich sah mein soeben erworbenes Lim-Lim an und stellte fest, dass
es entzückt ist, wenn man es streichelt
Mir wurde aber klar, dass ich wichtigeres zu tun hatte
Ich sprach mit einem Mann namens Giscorl, der immer nur seinen Spruch
zu wiederholen schien, als wäre er zu blöd was anderes zu sagen.
Und in der Tat war der Mann nicht besonders helle, aber er machte seine
Arbeit anscheinend gut, er wäscht Lumpen und andere Stoffe
und er kauft mir magische Schriftrollen ab, wovon ich allerdings keinen
Gebrauch machte, da mir noch der Gedanke im Kopf rumspukte, ob ich nicht
vielleicht doch die Kunst erlerne.
Ich sprach noch mit einigen anderen Händlern und verkaufte ihnen
die Messer, Dolche, Ringe und Armbänder die ich nicht brauchte.
Nachdem wir alle um einige Pfund erleichtert und viel Klimper bereichert
waren setzten wir unsere Reise fort, Richtung Osten, wo mir plötzlich
ein grosser, beschäftigter Kerl gegenüber steht. "Sei gegrüsst."
Er schien nicht sehr erfreut über die nette Begrüssung, aber
anders als ein Schläger wurde er nicht sofort handgreiflich, sondern
machte mir klar, dass er keine Fragen beantworten wollte. Schon die ganze
Zeit beschlich mich das Gefühl, das dieser Typ irgendwer war, für
den ich was tun könnte
Dann fiel mir ein, dass mich Baen, der Sender vor der Leichenhalle gefragt
hat, ob ich Craddock etwas ausrichte, einem Riesen von einem Mann am Marktplatz.
Das musste er sein. Ich fragte ihn nach seinem Namen und überbrachte
ihm die Botschaft, worauf er ein wenig
heftig
reagierte
Er schien Probleme zu haben mit einem Arbeiter namens Jhelai, der nicht
zur Arbeit erschien. Da er offensichtlich nicht weg konnte bot ich an,
Jhelai zu finden und zum Markt zu schicken. Es hiess, er halte sich bei
der Bar zur schwelenden Leiche auf, wohin ich aber im Moment gar nicht
wollte.
Ich wechselte meine Marschrichtung wieder Richtung Westen, woher ich gekommen
war. Als ich gerade in den anderen Stadtteil zurück wollte lief an
mir ein grosses, schwarzes, geschupptes Etwas vorbei. Ich wurde von Morte
gewarnt, doch da ich dem Schädel noch nicht sonderlich traute ignorierte
ich ihn
Zu meinem Nachteil.
Ich sprach das Ding an und es fing an zu zischen und zu fauchen. Sein
Atem versprühte eine ungeheure Hitze und seine Flügel schlugen
leicht, was vielleicht so ne Art Drohgebärde war. Ich wollte den
Abishai beruhigen, wovon er aber gar nichts hielt
Schliesslich kam
es zum Kampf
Einem erfolglosen Kampf. Ich sah, dass meine Waffen
ihm nichts anzuhaben scheinen
Da liess ich Dak'kon einige Zauber
gegen das Vieh sprechen, die dann doch ein wenig Erfolg hatten
aber
nicht genug. Morte konnte gegen das Ding auch nichts ausrichten, also
schlugen wir den Rückweg ein, so schnell wir konnten. Es folgte uns
nicht weit, aber sollten wir ihm nochmal über den Weg laufen könnte
das schlechter sein
Ich machte mir so meine Überlegungen, ob ein Abishai vielleicht nur
von Magie geschädigt werden kann
Währenddessen lief ich
einfach weiter, bis ich plötzlich vor einem Berg von Lumpen anhielt.
Das war wohl der Lumpensammler-Platz, wo Pharod sich angeblich aufhält.
Ich schlenderte so zwischen den Lumpen durch und sah nur ein paar wenige
Häuser
Eines davon hatte irgendwie eine magische Ausstrahlung,
die mich anzog. Ich ging rein und fand dort die alte Mebbeth, die Hebamme,
Heilerin und
Zauberin war. Ich fragte sie nach Heilung und sie fing
an einen grauen Blütenstau in der Luft zu verteilen und tatsächlich,
durch das einatmen des Staubes fühlten wir uns alle besser.
Ich konnte es nicht lassen und fragte Mebbeth, ob sie mir die Kunst lehren
könnte. "Die Kunst ist nicht mehr, was sie mal war" fing
sie an "Das Pack im Stock hat sie in Verruf gebracht
"
Sie schimpfte gerade so auf die angeblichen Möchtegernzauberer, von
denen es mehr als genug im Stock gab, doch dann sagte sie, ich könnte
ihr ein paar Botengänge erledigen, weil ihre alten Beine sie nicht
mehr durch den ganzen Stock tragen. Ich willigte ein und mein erster Auftrag
war es einem Händler am Markt einen Samen zu zeigen, den sie mir
gab. Er hätte die Kräuter, die aus diesem Samen wachsen und
die brauchte Mebbeth.
Der Marktplatz
schon wieder
Wir ruhten uns bei Mebbeth noch ein wenig aus, da ich wusste, dass wir
Dak'kons Zaubersprüche brauchten, wenn wir dem Abishai nochmal über
den Weg liefen
Wir verliessen Mebbeths kleine Hütte und ich beschloss, wen ich sowieso
schon hier war, mich ein wenig genauer umzusehen.
Vor der Hütte der Hebamme sah ich einen Sammler namens Nodd, der
ein wenig
speziell
zu sein schien. Er war nicht sehr helle,
was ich sehr schnell merkte, aber er hatte ein gutes Herz. Nachdem er
mir einige Fragen über die Stadt und den Platz gegen ein wenig Klimper
gegeben hatte wollte ich gehen. Gerade als ich mich umdrehte stiess Nodd
mich nochmal an, weil er wissen wollte, ob ich ihm einen Gefallen tun
könnte
Er erklärte mir, dass er vor vielen Jahren von
seiner Schwester Amarysse getrennt worden ist und er sie gerne wiederfinden
würde. Sie sei angeblich irgendwo im Stock
Ich versprach ihm, wenn ich sei fände, ihr auszurichten, dass Nodd
sie liebt und sich um sie sorgt und sie gerne wiederhätte und machte
mich auf den Weg.
Weiter östlich sah ich einen anderen Sammler, von denen es am Lumpensammler-Platz
geradezu wimmelt, mit dem Namen Gelbfinger. Ich wollte auch ihm ein paar
Fragen stellen, doch er liess es gar nicht zu und schrie mich sofort an,
ich solle ihm seinen Schädel wiedergeben. Er schaute gierig auf Morte
und behauptete felsenfest, dass er ihm gehöre. Ich mochte Morte ja
immer noch nicht sonderlich, doch diesem Typen wollte ich ihn auch nicht
geben.
Ich wollte eine Moment abwarten,. In dem ich ihn unbemerkt angreifen konnte
und lenkte ihn ab
"Okay, nimm dir den Schädel
"
Da hatte er auch schon die Hand ausgestreckt und Morte hatte ihm blitzschnell
den Finger abgebissen, was ein bizarres, knackendes Geräusch verursacht
hatte. Ich sah Morte mit dem Finger im Mund und hatte den Eindruck, sofern
das ohne Haut und Lippen geht, dass er den Kerl angrinste.
Nach ein oder zwei kurzen Hieben mit dem Dolch und einem ersterbenden
Stöhnen von Gelbfinger war die Sache auch schon erledigt
Ich wollte weitergehen, Richtung Markt, als mir eine Tür ins Auge
fiel, hinter Mebbeths Hütte. Ich ging auf sei zu, betrat sie jedoch
nicht, da ich eine weiteren Sammler, Markfreund hiess er, vor ihr sah
und ihn ansprach. Er konnte sich nur schlecht artikulieren, aber was er
sagte hiess ungefähr, dass er kein gewöhnlicher Sammler war.
Ich wusste inzwischen, das Sammler ihr täglich Brot damit verdienten
Leichen zur Leichenhalle zu schleppen, doch Markfreund nahm offensichtlich
die Leichen direkt als täglich Brot, was ich merkte, als er versuchte
ein Stück von mir abzubeissen. Ich zog meinen Arm zurück und
wollte ihn angreifen, als mir ein Finger, den er um den Hals trug auffiel.
"Was ist das für ein Finger?" Das machte ihn aufmerksam
und ich konnte ihn gerade noch davon abhalten den Finger zu essen, indem
ich ihm ein Stück von mir anbot
Ich blieb vor der Tür stehen und untersuchte den Finger. Warum ich
ihn wollte war mir klar, ein Ring war an ihm dran, doch egal wie fest
ich zog, er löste sich nicht. Ich überlegte kurz und entschied
mich für eine etwas schmerzhafte Lösung. Ich biss in meinen
Finger und zwar so fest, dass er sich löste. Ich spuckte ihn auf
den Boden und machte den anderen Finger drauf. Dank meiner offensichtlich
schnellen Regenerationsfähigkeit wuchs der Finger sofort an meiner
Hand an und ich konnte den Ring abnehmen. Ich drehte ihn in den Fingern
und stellte fest, dass es ein verzauberter Ring ist, von Mempa, einer
paranoiden Magierin, die glaubte alles könnte ihr geklaut werden.
Der Ring schützt den Träger vor Schaden und so landete er schliesslich
wieder an meinem Finger.
Nun war ich bereit die Tür zu öffnen. Sie war nicht verschlossen.
Als die Tür auf war öffnete sich wieder eines dieser blauen
Portale im Türrahmen, durch das ich, neugierig wie ich bin, ging.
Der Anblick den ich hatte erschreckte mich. Ein heruntergekommener Raum,
ohne Fenster und
ohne Tür! Ich ging ein wenig auf und ab und
untersuchte den Raum (hier gab's nur Müll!). Da öffnete sich
das Portal erneut und ein merkwürdiger Sammler, in Begleitung zweier
Schläger, betrat den Raum. Vlask, so hiess er, meinte, er kriege
hundert Kupfermünzen, wenn ich raus wollte, was ich ein wenig anders
sah
Als ich seine Leiche durchsuchte fand ich eine kleine Glasperle, die ich
zerdrückte, worauf sich wiederum das Portal öffnete und ich
rauskam.
Nett wie ich bin schloss ich die Tür und brach das Schloss ab, damit
niemand mehr rein ging, weil kein Vlask mehr da war, der ihn hätte
befreien können
Nun konnte ich endlich weiter zum Markt
wo tatsächlich der
Abishai auf mich wartete. Weder Morte noch Dak'kon konnten mit ihren "gewöhnlichen"
Waffen was gegen ihn ausrichten, also zauberte Dak'kon alles was er hatte
und mit meinem Dolch und seinen Zaubern konnten wir das Vieh unschädlich
machen.
Wir waren, zwar ziemlich angeschlagen, doch an einem Stück, bei dem
von Mebbeth erwähnten Händler angekommen, der den Samen, schwarz
und voller stechender "Zähne", neugierig anschaute und
meinte, er hätte noch nie sowas gesehen. Ich fragte ihn ob er vielleicht
jemanden kennen würde, der mir die Kräuter beschaffen konnte,
doch er konnte nur ratlos den Kopf schütteln. Ich beschloss mich
an einen anderen pflanzenkundigen zu wenden und mir fiel spontan Der-um-Bäume-trauert
ein.
"Leb wohl." Ich drehte mich um und schlug Richtung Südosten
ein, zur schwelenden Leiche, wo Der-um-Bäume-trauert sich aufhielt.
Unterwegs traf ich auf eine Staubmenschen, Aschenmantel, der wissen wollte,
wo die Bar "zum Staubfänger" war
Mir kam es ein wenig
seltsam vor, dass ein Staubmensch die Staubmenschenbar nicht kennt, aber
ich sagte ihm dennoch den Weg und fragte ihn noch das eine oder andere
Als ich mich umdrehte fiel mir auf, dass er beim verabschieden seine Hände
in die Ärmel steckte, in denen er etwas hatte, was mir gehörte.
Ich gab ihm erneut Gelegenheit mich zu beklauen , da ich wusste, dass
ich etwas lernen konnte. Ich "überzeugte" ihn anschliessend
davon mir alles zu geben was er hatte und musste mich kurz darauf mit
der Frage beschäftigen, ob Norochj damit zufrieden sei, wenn der
Staubmenschendieb tot sei
Im südöstlichen Bezirk angekommen traf ich auch noch auf Jhelai,
den ich für Craddock suchen sollte und richtete ihm aus, dass dieser
ihn sucht. Er meinte ich solle Craddock sagen, dass er sich seine "Arbeit
sonst wohin stecken" könnte und das "dieser räudige
Strassenköter" abschieben soll
Ich beschloss ihm das aus einer gewissen Distanz auszurichten
Gut, da hatte ich schon wieder was erledigt
Die Liste mit Aufträgen
wurde sichtlich kürzer
Ich wollte in nördliche Richtung gehen, als mir vor der Bar eine
betrunkene Hure auffiel, die ziemlich schnell zur Sache kommen wollte.
Da mir Mortes Grinsen aufgefallen war beschloss ich mir ihr Angebot anzuhören,
was sie dann aber irgendwann zurückzog. Gegen ende des Gesprächs
wirkte sie aber sehr nüchtern
Dies bestätigte sich mir, als ihre Hand sich in meine Tasche verirrte,
was ich ein weiteres mal zuliess, um davon lernen zu können
Danach packte ich ihre Hand und sah mich gezwungen, da sie nicht ruhig
sein wollte, ihr den Hals umzudrehen. Ein merkwürdiges Gefühl
sagte mir, dass ich dies schon oft bei Menschen getan hatte
Ich schaute mich kurz um, ob irgendwer darauf reagieren würde
doch nichts geschah. Ich drehte gerade den Kopf nach links, wo ich hin
wollte, als ich mich nochmal umdrehte, weil mir eine der Huren ins Auge
gestochen ist
sie machte nicht den üblichen Eindruck, wie alle
anderen, nicht den billigen, gelangweilten Eindruck. Sie sah aus, als
wäre sie sehr unglücklich mit ihrem Job und ich erkannte, wen
ich vor mir hatte. "Bist du Amarysse?" "Das war ich mal,
vor langer Zeit
" Sie wollte wissen, wer mir das gesagt hätte
und schien sehr überrascht, als ich ihr sagte, das Nodd lebte. Sie
freute sich sehr so eine gute Nachricht zu hören und gab mir hundert
Kupfermünzen, viel Geld für eine Prostituierte im Stock, und
eine Nachricht für Nodd. Ich schwor ihr, beides zu überbringen.
Ich wandte mich langsam von ihr ab und marschierte weiter, links um die
Bar rum, als mir eine Inschrift über einem Gebäude im westlichen
Teil des Bezirks auffiel: "Ku'atraas Lagerhaus". Ich musste
nicht lange überlegen, bis mir einfiel, das ich noch dieses Kästchen
von Mar hatte, das ich zu Ku'atraa bringen sollte. Ich betrat das Lager
und sprach den Verwalter an, der das Kästchen nehmen und katalogisieren
wollte. Er drehte sich zu mir und als er das Kästchen sah packte
mich das Entsetzen. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der so schnell
bleich wurde und dessen Blick so viel Furcht ausstrahlte. Er stammelte
irgendwas von einem gewissen Brasken, der beim Marktplatz wohnt, der das
Kästchen nehmen würde und rannte aus der Tür als ob der
Teufel hinter ihm her wäre.
Ich verstand nicht so ganz was sich da gerade abgespielt hatte, doch ich
merkte, das ich das Kästchen besser bei Mar gelassen hätte.
Ich verliess das Lager, in dem es nichts zu holen gab, und ging endlich
zu dem, wegen dem ich hierher gekommen war. Der-um-Bäume-trauert
war noch vor seinem Baum und trauerte. Als er mich begrüsste sagte
er mir, dass, durch das Mitgefühl von mir und meiner Gruppe, es den
Bäumen besser gehe. Ich hielt ihm den Samen unter die Nase, den er
neugierig betrachtete. Doch auch er hatte noch nie einen solchen gesehen.
Ich glaubte schon, das ich die Kräuter für Mebbeth nie kriegen
würde, als mir der kleine Mann erklärte, dass ich den Samen
wachsen lassen könne
durch pure Willenskraft. Ich wollte dies
so schnell wie möglich hinter mich bringen und mir war alles recht
um Mebbeth ihre Kräuter zu bringen. Also konzentrierte ich mich auf
den Samen und *wollte* das er wächst
was er auch tatsächlich
tat. Er brach auf und ein komisches, stachliges, schwarzes Gestrüpp
wand sich um meinem Arm. Ich konnte es nicht mehr lösen, doch immerhin
waren es die Kräuter, die ich brauchte. Ich bedankte mich bei Der-um-Bäume-trauert
und ging los, um Mebbeth zu fragen, ob sie mich von ihren Kräutern
befreien konnte.
Ich beschloss nach Norden, beim "Staubfänger" vorbeizugehen,
wo ich gleich noch mit Norochj sprach und ihm sagte, dass der Staubmenschendieb
tot sei. Er schien zufrieden und bezahlte mich.
Nach dem verlassen der Bar traf ich noch auf Baen, als ich unterwegs war
zum Lumpensammler-Platz, und berichtete ihm, dass seine Nachricht überbracht
sei. Auch von ihm kassierte ich eine Belohnung und konnte nun ungestört
zum Platz gehen, Richtung Westen.
Vor Mebbeths Hütte angelangt lief mir Nodd schon entgegen, der freudig
auf eine gute Nachricht hoffte. Seine Freude vergrösserte sich nochmal,
als ich ihm die Münzen von Amarysse unter die Nase hielt. "Nodd
dankt dir nochmal und nochmal und nochmal und noch tausend mal."
Mit diesen Worten verabschiedete er sich und ich ging zur Hebamme rein.
Bevor ich sie um Hilfe mit den Kräutern bat fragte ich sie, ob sie
mich und meine Gefährten heilen konnte. Morte war sehr mitgenommen
vom Kampf mit dem Abishai, doch nachdem Mebbeth nochmal ihren grauen Blütenstaub
verstreut hatte fühlten wir uns alle wieder gut.
"Ich hab die Kräuter
" begann ich und fragte sie,
ob sie in der Lage war sie zu lösen. Sie sagte ich müsse sie
nur wegdenken, was auch tatsächlich klappte. Ich dachte sie auf ihre
Anweisung hin in einen quadratischen Rahmen, der alle Stacheln nach hinten
gerichtet hatte, damit man ihn an eine Wand hängen konnte. Die Alte
war sichtlich zufrieden, obwohl es mir etwas seltsam vorkam, das sie mich
quer durch den Stock rennen liess für einen Rahmen
Ich hatte
allerdings keine Zeit lange darüber nachzudenken, da sie mir den
nächsten Auftrag erteilte. Ich wollte ihr sagen, sie solle doch nochmal
nachdenken, ob ich nicht gleich noch was machen konnte, wenn ich schon
unterwegs war, doch ich wollte die Alte nicht aufregen, weshalb ich mich
einfach höflich verabschiedete und durch ihre Tür verschwand.
Ich kam erneut am Marktplatz an, als mir die gestammelten Worte von Ku'atraa
einfielen. "Brasken
westlich vom Markt
" Ich sah
in diese Richtung und da stand ein Haus, das es sein konnte. Wie es meine
etwas unhöfliche Art ist trat ich ein und sprach den Typen dort an.
Es war tatsächlich Brasken, der etwas ruhiger mit dem Kästchen
umging, es aber nicht berührte. Er war auch so hilfsbereit mir zu
sagen, was es mit dem Ding auf sich hat. Es handelt sich um Moridors Kästchen,
das anscheinend schon seit Sigils Entstehung im Stock kursiert. Er hatte
keine Nagst davor, weil der Fluch auf dem Kästchen nur seine Besitzer
trifft. Der Besitzer muss sich aber freiwillig des Kästchens angenommen
haben. Heisst: Solange mir das Teil niemand aus den Händen nimmt
werde ich's nicht los.
Es heisst, das darin ein Scheusal lebt, das von Moridor da hinein verbannt
wurde. Andere behaupten, es sei Moridor selbst, der in das Kästchen
verbannt wurde und den, den er als erstes nach dem Austritt sieht, vor
Wut in der Luft zerfetzt. So oder so, wer der Besitzer des Kästchens
ist, der sollte es nicht öffnen, sonder zusehen, dass er es schnellstmöglich
einem anderen Dussel zuschieben kann.
Brasken sagte, ich solle mich an Shilandra, eine Magierin im nordöstlichen
Teil des Stocks wenden, von der er das Kästchen hatte und die es
erforschte, bevor sie es weitergab. Ich verabschiedete mich, obwohl ich
dachte, das es nicht viel Sinn macht, wenn ich die Vorbesitzer des Kästchens
nacheinander aufsuchte
Egal, ich hatte anderes zu tun, für Mebbeth. Ich ging zum Marktplatz,
wo Giscorl, der Stoffhändler stand. Mebbeth sagte, ich solle ihre
Wäsche bei ihm abholen. Der Mann holte mir einen Haufen Lumpen, der
vom vielen waschen und stärken so hart war wie ein Brett war. "Wie
oft hast du sie denn gestärkt?" "Giscorl wäscht und
stärkt Wäsche jeden fünften Tag, das ist Giscorls Ritual
"
"Ja, aber wie oft
" "Giscorl *wäscht* und *stärkt*
Wäsche jeden *fünften* Tag
!" Er schien ein wenig
gereizt, also beschloss ich ihm die Lumpen abzunehmen und damit zu verschwinden.
Was mir noch auffiel, war, das er seinen Fünf-Tage-Spruch weiter
vor sich hinsagte und dass seine Hände völlig verbrüht
waren
Ich beschloss, wenn ich schon am Markt bin, gleich mit Craddock zu reden
und ihm zu berichten, was Jhelai ihm auszurichten hat. Ein paar Schritte
ostwärts und schon stand ich vor dem Riesen
Ich sagte ihm wahrheitsgetreu,
was Jhelai sagte und bot an die Arbeit zu übernehmen. Craddock war
erstaunt, das ich nach getaner Arbeit kein Bisschen ermüdet war,
gab mir meinen Lohn und sagte, das es nichts mehr zu tun gäbe. Also
ging's erneut ab zu Mebbeth.
Sie machte zwar eine kurze Bemerkung, aber es schien sie nicht wirklich
zu stören, das die Lumpen so hart waren
Der nächste Auftrag
folgte gleich, ich sollte (schon wieder!) zum Markt gehen und bei einer
Händlerin, Kossah-Jai, Tinte besorgen. So machte ich mich also endlich
zum letzten Mal auf den Weg zum Markt
Kossah-Jai war eine Fischhändlerin, die keine Tinte führte.
Aber es erstaunte mich schon gar nicht mehr, dass sie wusste, woher ich
doch welche bekam. Der sogenannte *Brogota-Flossenfisch* blutet aus seinen
Kiemen eine Art Tinte, die man sehr wohl zum schreiben verwenden könne,
aber sie handle nur mit bestem Fisch
also sollte ich mich an Meir'am,
eine andere Fischhändlerin weiter südlich, wenden.
Meir'am, ein nette alte Frau, sagte mir, dass sie tatsächlich solchen
Fisch führte, aber ich hatte nichts wo ich die Tinte hätte reinfüllen
können.
Das übliche trat ein, einer schickte mich zum andern, der mich wieder
zu einem schickte
Am Marktplatz fand ich schnell eine Händlerin,
die mir einen teuren Krug aufschwatzen wollte, aber auf meine Anspruchslosigkeit
hin einen verbeulten alten Krug zu mir warf. Ich war damit bereits sehr
glücklich und Meir'am quetschte etwas Tinte für mich in diesen
Krug.
Ich brachte ihn Mebbeth und sie hatte endlich alle ihre Wünsche erfüllt.
Sie fragte mich, ob ich immer noch die Kunst lernen wolle, worauf ich
schlecht nein sagen konnte, nachdem sie mich im Stock hin und her gescheucht
hatte
Sie wollte testen, was ich bereits wusste und gab mir ein
Stück Papier, auf dem viele verwirrende Zeichen standen. Ich zwang
meine Augen sich nicht auf einzelne Zeichen zu konzentrieren, sondern
die Seite als Ganzes zu sehen, worauf ich sie auch tatsächlich lesen
konnte.
Meir'am war sehr erstaunt, da nur Zauberkundige dieses Schriftstück
entziffern konnten
Ich hatte somit viele Lernstunden übersprungen
und sie lernte mir die Grundbegriffe der Zauberei. Sie erklärte mir,
wie ich Sprüche lerne, sie ins Zauberbuch übernehme und so weiter
Aus dem Rahmen, einer abgezogenen Schicht der grünen Lappen und der
Tinte machte sie mir eine erste Seite für mein Zauberbuch und gab
mir noch einige Zaubersprüche die ich darin aufnehmen konnte.
Darunter war ein Identifizierungszauber, den ich dazu verwendete die Dinge
in meinem Gepäck zu untersuchen. Ich kämpfte die längste
Zeit mit einem magischen Dolch, einem Knochendolch. Das Armband, das ich
vom Nekromanten im Mausoleum hatte war ein sogenannter Magusschutz. Ich
legte es an und spürte seine magische Energie, die mir irgendwie
Schutz bot. Und als letztes der dreieckige Ohrring aus der Leichenhalle
Er war der Ohrring der Regel der Drei. Ich konnte mit ihm drei mal dreiunddreissig
Münzen hervorzaubern
neunundneunzig Münzen
? Mal
sehen ob er nicht mehr bringt, wenn man ihn verkauft
Ich drehte mich zur Tür, als mir Mortes Zähne auffielen
beziehungsweise die Zähne von Ingress. Ich sah sie etwas genauer
an und, so blöd es auch klingt, sprach mit ihnen. Ich sagte ihnen
ich hätte gerne, dass sie zu einer magischen Waffe werden und, dass
sie nicht auf den Gegner einschlagen, sondern ihn stechen. Tatsächlich
ging kurz darauf ein magisches Leuchten von ihnen aus und Morte schien
damit besser kämpfen zu können. Ausserdem waren sie irgendwie
spitzer geworden
Der Irrgang
Ich verliess den Lumpensammler-Platz und ging schon wieder Richtung Markt,
weil ich den Ohrring verkaufen wollte
Ich war gerade in diesem Stadtteil
angekommen, als mir ein Dabus ins Auge stach. Wie die anderen auch ging
er seiner Arbeit nach und hämmerte an den Mauern eines Gebäudes
rum
Doch ich verspürte plötzlich das Bedürfnis ihn
zu verprügeln
Ich glaubte damit irgendwas zu bezwecken
Ich versuchte gleich meine neuen Kenntnisse aus und sprach einen Zauber.
Ich spürte wie die Energie durch meine Arme in die Hände und
Finger floss und kurz darauf materialisierte sich in meinen Händen
eine Farbkugel, die irgendwie gefährlich war. Also schmiss ich sie
auf den Dabus, der davon prompt geschlagen wurde. Ich tötete ihn
ohne Mühe und glaubte, das es nicht reicht um die Erfahrung zu sammeln,
die ich wollte. Ich suchte einen nach dem andern auf und tötete etwa
zehn Dabus, als ich merkte, das etwas nicht stimmt
Ein gigantischer Schatten, an allen Seiten gezackt, kam auf mich zu. Ich
schaute zum Himmel, wo eine riesige Gestalt flog
Die Dame der Schmerzen.
Eigentlich sollte ich vor Angst erzittern und, wie es immer heisst, in
ihrem Schatten sterben, doch mir kam das vertraut vor, als wäre es
schon mal passiert
Ich spürte, wie sich ein Portal öffnete
und ich an einen anderen Ort kam, einen Ort weit ausserhalb von Sigil
"Oh, oh, hier wollte ich gar nicht hin
" Die Worte drangen
wie ein Stechen in die Stille dieses Ortes. Ich befand mich auf einer
grünen, vom Moos glitschigen, Plattform. Es war das Zentrum eines
grossen Kreises. Es gab rundherum weitere Ringstücke, etwa fünf
Ringe um die Plattform herum. An einigen Orten waren Steinsäulen,
die diese Ringe miteinander verbanden. Über sie konnte ich zu den
anderen Ringen kommen. Als ich den äussersten Ring erreichte standen
dort grosse, steinerne Torbögen. Ich ging dem Ring entlang und erwartet
noch einen und noch einen und
da war einer zerstört! Ich durchsuchte
die Trümmer, bei denen sich anscheinend jemand ein Lager eingerichtet
hatte, und fand einen grossen Kriegshammer, ein Schwefelhammer, der jeden
getroffenen Gegner verbrannte. Ausserdem einen Knochenrahmen, über
den ein Stück Haut gespannt war. Es sah recht primitiv aus und die
Haut erinnerte mich an meine eigene, aber der Rahmen war perfekt gearbeitet.
Die Knochen waren so geschnitzt, das sie nahtlos ineinander passten. Ich
klappte das Gebilde auf und sah, das es tatsächlich ein Buch war.
Ich betrachtete die Seiten und versuchte sie zu entziffern
Da stand ich nun, in der endlosen Leere eines Irrganges und versuche eine
merkwürdige Schrift zu entziffern. Egal wie sehr ich mich auch anstrengte,
die Symbole ergaben einfach keinen Sinn
Ich machte das Buch zu und
wollte es weglegen, als mir der Gedanke kam, das die Symbole *im* Buch
vielleicht gar keinen Sinn machen sollen und der Rahmen viel wichtiger
sei. Keine Ahnung wie ich auf das kam, doch es stimmte. An einer Ecke
liess sich der Rahmen öffnen und ein Stück Haut liess sich herausnehmen.
Ich betrachtete es und stellte fest, das es mein verlorengegangenes Journal
war und das ich offensichtlich ziemlich verrückt war, als ich das
geschrieben hatte. Ich hatte es immer wieder überschrieben, als hätte
ich viel zu viel auf viel zu wenig Raum schreiben wollen. Aber einige
Sätze liessen sich noch entziffern:
GEFANGen GeFanGen DER DAME WILLE geschehe WEIche ihrem Blick aus
zu VIELE ich TÖTETe zu VIELE, erwürgen und töten und den
ATEM stoppen in ihrem Hals
es gibt einen AUSWEG ICH WEISS es dann
grins ich dem mit der KLINGe eins
EINER der BÖGEN birgt den
Ausgang, EINER von ihnen, EINER hat den Ausgang, kann nur nicht einfach
durch einen nach dem andern GEHEN, vielleicht - vielleicht sollte ich
durch einen gehen, DANN zum selben Portal zurückgehen, ohne
Mehr war nicht zu entziffern und ich konnte auch nicht viel damit anfangen
Ich untersuchte den ganzen Irrgang. Es gab rundherum Torbögen. Einige
waren von der mittleren Plattform zugänglich, andere nicht. Ich ging
durch einen durch und landete am anderen Ende des Irrgangs. Jeder Bogen
hatte ein Gegenstück zu dem ich kam, wenn ich einen durchschritt.
Ausser der zerstörte Bogen, sein Gegenstück war unerreichbar
Da gingen mir die Worte aus dem Journal nochmal durch den Kopf. Ich ging
also durch ein Portal und rannte quer durch den Irrgang um erneut durch
dasselbe Portal zu laufen
und tatsächlich kam ich nicht am
anderen Ende raus, sondern ein paar Bögen weiter drüben. Ausserdem
fühlte ich mich nicht mehr so allein
Es war, als wäre
mit meinem Durchschreiten des Portals etwas mit hinein gekommen
Ich versuchte einen Boden nach dem anderen, bis sich mein Verdacht bestätigte
Ein Wesen, das einer Frau ähnelt, aber völlig substanzlos schien
stand plötzlich vor mir. Ihre langen Haare, die beinahe bis zum Boden
gingen, waren zu dicken, peitschenartigen Strähnen geformt. Ihre
Augen leuchteten traurig gelb und sie schwebte auf mich zu. Sie hatte
keine Füsse, gegen unten hörte sie einfach auf zu existieren
Ich konnte sie aber nicht lange betrachten, da sie auf mich zukam und
mir ein paar Schläge mit ihren "Haaren" verpasste. Ich
zog den Dolch, obwohl ich nicht glaubte, dass dieses
dieser Schatten
zu bekämpfen sei. Und doch irrte ich mich. Nach einigen gezielten
Schnitten löste sich das Wesen auf.
Ich hatte noch einige Begegnungen dieser Art und ging aus allen siegreich
hervor, bis ich endlich den richtigen Boden zwei mal durchschritt und
sich unter dem bis dahin unerreichten Gegenstück des zerstörten
Bogens ein Portal öffnete, durch das ich schritt
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