Kapitel (von: Amöbe)

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Die Kunst

Nachdem ich ausgeruht war ging ich aus dem kleinen Haus raus, wieder auf die Strassen. Ich überlegte gerade, was wohl als nächstes zu tun sei. Da sah ich meine Begleiter an und mir fiel ein, dass wir so einiges hatten, was wir verkaufen könnten, um ein wenig Klimper zu machen.
Irgend eine Erinnerung sagte mir, dass der Markt nicht weit von hier war, also, worauf warteten wir? Wir marschierten (und Morte flog) Richtung Südwesten, erneut unter einem grossen Torbogen durch, in einen anderen Stadtteil. Ein grosses Gebäude versperrte mir die Sicht, aber den Stimmen nach zu urteilen, die Anpreisungen herausschrien, war der Markt gleich hinter diesem Haus.
Tatsächlich, als ich um die Ecke bog sah ich bereits den ersten Händler, der mir einige exotische Dinge zum probieren reichen wollte. Aber Klimper ist bei mir Mangelware, also verzichtete ich.
Da standen überall Händler rum und einer fiel mir besonders ins Auge. Er stand in der Mitte des Platzes und pries anscheinend die kleinen grünen Tierchen an, die zu seinen Füssen rumsprangen. Ich quasselte ein wenig mit ihm und erfuhr, dass es sich dabei um Lim-Lims handelt. Lim-Lims sind eine Art Mischung zwischen Insekt und Echse. Sie ernähren sich von Kleingetier und sind sehr treu. Ein Lim-Lim folgt seinem Besitzer und verteidigt ihn. Ich sah kurz zu Morte rüber und er sah nicht aus, als ob er was dagegen hätte, wenn ich mir eins kaufte. Ich sah mein soeben erworbenes Lim-Lim an und stellte fest, dass es entzückt ist, wenn man es streichelt…
Mir wurde aber klar, dass ich wichtigeres zu tun hatte…
Ich sprach mit einem Mann namens Giscorl, der immer nur seinen Spruch zu wiederholen schien, als wäre er zu blöd was anderes zu sagen. Und in der Tat war der Mann nicht besonders helle, aber er machte seine Arbeit anscheinend gut, er wäscht Lumpen und andere Stoffe… und er kauft mir magische Schriftrollen ab, wovon ich allerdings keinen Gebrauch machte, da mir noch der Gedanke im Kopf rumspukte, ob ich nicht vielleicht doch die Kunst erlerne.
Ich sprach noch mit einigen anderen Händlern und verkaufte ihnen die Messer, Dolche, Ringe und Armbänder die ich nicht brauchte.
Nachdem wir alle um einige Pfund erleichtert und viel Klimper bereichert waren setzten wir unsere Reise fort, Richtung Osten, wo mir plötzlich ein grosser, beschäftigter Kerl gegenüber steht. "Sei gegrüsst." Er schien nicht sehr erfreut über die nette Begrüssung, aber anders als ein Schläger wurde er nicht sofort handgreiflich, sondern machte mir klar, dass er keine Fragen beantworten wollte. Schon die ganze Zeit beschlich mich das Gefühl, das dieser Typ irgendwer war, für den ich was tun könnte…
Dann fiel mir ein, dass mich Baen, der Sender vor der Leichenhalle gefragt hat, ob ich Craddock etwas ausrichte, einem Riesen von einem Mann am Marktplatz. Das musste er sein. Ich fragte ihn nach seinem Namen und überbrachte ihm die Botschaft, worauf er ein wenig… heftig… reagierte…
Er schien Probleme zu haben mit einem Arbeiter namens Jhelai, der nicht zur Arbeit erschien. Da er offensichtlich nicht weg konnte bot ich an, Jhelai zu finden und zum Markt zu schicken. Es hiess, er halte sich bei der Bar zur schwelenden Leiche auf, wohin ich aber im Moment gar nicht wollte.
Ich wechselte meine Marschrichtung wieder Richtung Westen, woher ich gekommen war. Als ich gerade in den anderen Stadtteil zurück wollte lief an mir ein grosses, schwarzes, geschupptes Etwas vorbei. Ich wurde von Morte gewarnt, doch da ich dem Schädel noch nicht sonderlich traute ignorierte ich ihn… Zu meinem Nachteil.
Ich sprach das Ding an und es fing an zu zischen und zu fauchen. Sein Atem versprühte eine ungeheure Hitze und seine Flügel schlugen leicht, was vielleicht so ne Art Drohgebärde war. Ich wollte den Abishai beruhigen, wovon er aber gar nichts hielt… Schliesslich kam es zum Kampf… Einem erfolglosen Kampf. Ich sah, dass meine Waffen ihm nichts anzuhaben scheinen… Da liess ich Dak'kon einige Zauber gegen das Vieh sprechen, die dann doch ein wenig Erfolg hatten… aber nicht genug. Morte konnte gegen das Ding auch nichts ausrichten, also schlugen wir den Rückweg ein, so schnell wir konnten. Es folgte uns nicht weit, aber sollten wir ihm nochmal über den Weg laufen könnte das schlechter sein…
Ich machte mir so meine Überlegungen, ob ein Abishai vielleicht nur von Magie geschädigt werden kann… Währenddessen lief ich einfach weiter, bis ich plötzlich vor einem Berg von Lumpen anhielt. Das war wohl der Lumpensammler-Platz, wo Pharod sich angeblich aufhält. Ich schlenderte so zwischen den Lumpen durch und sah nur ein paar wenige Häuser… Eines davon hatte irgendwie eine magische Ausstrahlung, die mich anzog. Ich ging rein und fand dort die alte Mebbeth, die Hebamme, Heilerin und… Zauberin war. Ich fragte sie nach Heilung und sie fing an einen grauen Blütenstau in der Luft zu verteilen und tatsächlich, durch das einatmen des Staubes fühlten wir uns alle besser.
Ich konnte es nicht lassen und fragte Mebbeth, ob sie mir die Kunst lehren könnte. "Die Kunst ist nicht mehr, was sie mal war" fing sie an "Das Pack im Stock hat sie in Verruf gebracht…" Sie schimpfte gerade so auf die angeblichen Möchtegernzauberer, von denen es mehr als genug im Stock gab, doch dann sagte sie, ich könnte ihr ein paar Botengänge erledigen, weil ihre alten Beine sie nicht mehr durch den ganzen Stock tragen. Ich willigte ein und mein erster Auftrag war es einem Händler am Markt einen Samen zu zeigen, den sie mir gab. Er hätte die Kräuter, die aus diesem Samen wachsen und die brauchte Mebbeth.
Der Marktplatz… schon wieder…
Wir ruhten uns bei Mebbeth noch ein wenig aus, da ich wusste, dass wir Dak'kons Zaubersprüche brauchten, wenn wir dem Abishai nochmal über den Weg liefen…
Wir verliessen Mebbeths kleine Hütte und ich beschloss, wen ich sowieso schon hier war, mich ein wenig genauer umzusehen.
Vor der Hütte der Hebamme sah ich einen Sammler namens Nodd, der ein wenig… speziell… zu sein schien. Er war nicht sehr helle, was ich sehr schnell merkte, aber er hatte ein gutes Herz. Nachdem er mir einige Fragen über die Stadt und den Platz gegen ein wenig Klimper gegeben hatte wollte ich gehen. Gerade als ich mich umdrehte stiess Nodd mich nochmal an, weil er wissen wollte, ob ich ihm einen Gefallen tun könnte… Er erklärte mir, dass er vor vielen Jahren von seiner Schwester Amarysse getrennt worden ist und er sie gerne wiederfinden würde. Sie sei angeblich irgendwo im Stock…
Ich versprach ihm, wenn ich sei fände, ihr auszurichten, dass Nodd sie liebt und sich um sie sorgt und sie gerne wiederhätte und machte mich auf den Weg.
Weiter östlich sah ich einen anderen Sammler, von denen es am Lumpensammler-Platz geradezu wimmelt, mit dem Namen Gelbfinger. Ich wollte auch ihm ein paar Fragen stellen, doch er liess es gar nicht zu und schrie mich sofort an, ich solle ihm seinen Schädel wiedergeben. Er schaute gierig auf Morte und behauptete felsenfest, dass er ihm gehöre. Ich mochte Morte ja immer noch nicht sonderlich, doch diesem Typen wollte ich ihn auch nicht geben.
Ich wollte eine Moment abwarten,. In dem ich ihn unbemerkt angreifen konnte und lenkte ihn ab… "Okay, nimm dir den Schädel…" Da hatte er auch schon die Hand ausgestreckt und Morte hatte ihm blitzschnell den Finger abgebissen, was ein bizarres, knackendes Geräusch verursacht hatte. Ich sah Morte mit dem Finger im Mund und hatte den Eindruck, sofern das ohne Haut und Lippen geht, dass er den Kerl angrinste.
Nach ein oder zwei kurzen Hieben mit dem Dolch und einem ersterbenden Stöhnen von Gelbfinger war die Sache auch schon erledigt…
Ich wollte weitergehen, Richtung Markt, als mir eine Tür ins Auge fiel, hinter Mebbeths Hütte. Ich ging auf sei zu, betrat sie jedoch nicht, da ich eine weiteren Sammler, Markfreund hiess er, vor ihr sah und ihn ansprach. Er konnte sich nur schlecht artikulieren, aber was er sagte hiess ungefähr, dass er kein gewöhnlicher Sammler war. Ich wusste inzwischen, das Sammler ihr täglich Brot damit verdienten Leichen zur Leichenhalle zu schleppen, doch Markfreund nahm offensichtlich die Leichen direkt als täglich Brot, was ich merkte, als er versuchte ein Stück von mir abzubeissen. Ich zog meinen Arm zurück und wollte ihn angreifen, als mir ein Finger, den er um den Hals trug auffiel. "Was ist das für ein Finger?" Das machte ihn aufmerksam und ich konnte ihn gerade noch davon abhalten den Finger zu essen, indem ich ihm ein Stück von mir anbot…
Ich blieb vor der Tür stehen und untersuchte den Finger. Warum ich ihn wollte war mir klar, ein Ring war an ihm dran, doch egal wie fest ich zog, er löste sich nicht. Ich überlegte kurz und entschied mich für eine etwas schmerzhafte Lösung. Ich biss in meinen Finger und zwar so fest, dass er sich löste. Ich spuckte ihn auf den Boden und machte den anderen Finger drauf. Dank meiner offensichtlich schnellen Regenerationsfähigkeit wuchs der Finger sofort an meiner Hand an und ich konnte den Ring abnehmen. Ich drehte ihn in den Fingern und stellte fest, dass es ein verzauberter Ring ist, von Mempa, einer paranoiden Magierin, die glaubte alles könnte ihr geklaut werden. Der Ring schützt den Träger vor Schaden und so landete er schliesslich wieder an meinem Finger.
Nun war ich bereit die Tür zu öffnen. Sie war nicht verschlossen. Als die Tür auf war öffnete sich wieder eines dieser blauen Portale im Türrahmen, durch das ich, neugierig wie ich bin, ging.
Der Anblick den ich hatte erschreckte mich. Ein heruntergekommener Raum, ohne Fenster und… ohne Tür! Ich ging ein wenig auf und ab und untersuchte den Raum (hier gab's nur Müll!). Da öffnete sich das Portal erneut und ein merkwürdiger Sammler, in Begleitung zweier Schläger, betrat den Raum. Vlask, so hiess er, meinte, er kriege hundert Kupfermünzen, wenn ich raus wollte, was ich ein wenig anders sah…
Als ich seine Leiche durchsuchte fand ich eine kleine Glasperle, die ich zerdrückte, worauf sich wiederum das Portal öffnete und ich rauskam.
Nett wie ich bin schloss ich die Tür und brach das Schloss ab, damit niemand mehr rein ging, weil kein Vlask mehr da war, der ihn hätte befreien können…
Nun konnte ich endlich weiter zum Markt… wo tatsächlich der Abishai auf mich wartete. Weder Morte noch Dak'kon konnten mit ihren "gewöhnlichen" Waffen was gegen ihn ausrichten, also zauberte Dak'kon alles was er hatte und mit meinem Dolch und seinen Zaubern konnten wir das Vieh unschädlich machen.
Wir waren, zwar ziemlich angeschlagen, doch an einem Stück, bei dem von Mebbeth erwähnten Händler angekommen, der den Samen, schwarz und voller stechender "Zähne", neugierig anschaute und meinte, er hätte noch nie sowas gesehen. Ich fragte ihn ob er vielleicht jemanden kennen würde, der mir die Kräuter beschaffen konnte, doch er konnte nur ratlos den Kopf schütteln. Ich beschloss mich an einen anderen pflanzenkundigen zu wenden und mir fiel spontan Der-um-Bäume-trauert ein.
"Leb wohl." Ich drehte mich um und schlug Richtung Südosten ein, zur schwelenden Leiche, wo Der-um-Bäume-trauert sich aufhielt. Unterwegs traf ich auf eine Staubmenschen, Aschenmantel, der wissen wollte, wo die Bar "zum Staubfänger" war… Mir kam es ein wenig seltsam vor, dass ein Staubmensch die Staubmenschenbar nicht kennt, aber ich sagte ihm dennoch den Weg und fragte ihn noch das eine oder andere… Als ich mich umdrehte fiel mir auf, dass er beim verabschieden seine Hände in die Ärmel steckte, in denen er etwas hatte, was mir gehörte. Ich gab ihm erneut Gelegenheit mich zu beklauen , da ich wusste, dass ich etwas lernen konnte. Ich "überzeugte" ihn anschliessend davon mir alles zu geben was er hatte und musste mich kurz darauf mit der Frage beschäftigen, ob Norochj damit zufrieden sei, wenn der Staubmenschendieb tot sei…
Im südöstlichen Bezirk angekommen traf ich auch noch auf Jhelai, den ich für Craddock suchen sollte und richtete ihm aus, dass dieser ihn sucht. Er meinte ich solle Craddock sagen, dass er sich seine "Arbeit sonst wohin stecken" könnte und das "dieser räudige Strassenköter" abschieben soll…
Ich beschloss ihm das aus einer gewissen Distanz auszurichten…
Gut, da hatte ich schon wieder was erledigt… Die Liste mit Aufträgen wurde sichtlich kürzer…
Ich wollte in nördliche Richtung gehen, als mir vor der Bar eine betrunkene Hure auffiel, die ziemlich schnell zur Sache kommen wollte. Da mir Mortes Grinsen aufgefallen war beschloss ich mir ihr Angebot anzuhören, was sie dann aber irgendwann zurückzog. Gegen ende des Gesprächs wirkte sie aber sehr nüchtern…
Dies bestätigte sich mir, als ihre Hand sich in meine Tasche verirrte, was ich ein weiteres mal zuliess, um davon lernen zu können… Danach packte ich ihre Hand und sah mich gezwungen, da sie nicht ruhig sein wollte, ihr den Hals umzudrehen. Ein merkwürdiges Gefühl sagte mir, dass ich dies schon oft bei Menschen getan hatte…
Ich schaute mich kurz um, ob irgendwer darauf reagieren würde… doch nichts geschah. Ich drehte gerade den Kopf nach links, wo ich hin wollte, als ich mich nochmal umdrehte, weil mir eine der Huren ins Auge gestochen ist… sie machte nicht den üblichen Eindruck, wie alle anderen, nicht den billigen, gelangweilten Eindruck. Sie sah aus, als wäre sie sehr unglücklich mit ihrem Job und ich erkannte, wen ich vor mir hatte. "Bist du Amarysse?" "Das war ich mal, vor langer Zeit…" Sie wollte wissen, wer mir das gesagt hätte und schien sehr überrascht, als ich ihr sagte, das Nodd lebte. Sie freute sich sehr so eine gute Nachricht zu hören und gab mir hundert Kupfermünzen, viel Geld für eine Prostituierte im Stock, und eine Nachricht für Nodd. Ich schwor ihr, beides zu überbringen.
Ich wandte mich langsam von ihr ab und marschierte weiter, links um die Bar rum, als mir eine Inschrift über einem Gebäude im westlichen Teil des Bezirks auffiel: "Ku'atraas Lagerhaus". Ich musste nicht lange überlegen, bis mir einfiel, das ich noch dieses Kästchen von Mar hatte, das ich zu Ku'atraa bringen sollte. Ich betrat das Lager und sprach den Verwalter an, der das Kästchen nehmen und katalogisieren wollte. Er drehte sich zu mir und als er das Kästchen sah packte mich das Entsetzen. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der so schnell bleich wurde und dessen Blick so viel Furcht ausstrahlte. Er stammelte irgendwas von einem gewissen Brasken, der beim Marktplatz wohnt, der das Kästchen nehmen würde und rannte aus der Tür als ob der Teufel hinter ihm her wäre.
Ich verstand nicht so ganz was sich da gerade abgespielt hatte, doch ich merkte, das ich das Kästchen besser bei Mar gelassen hätte.
Ich verliess das Lager, in dem es nichts zu holen gab, und ging endlich zu dem, wegen dem ich hierher gekommen war. Der-um-Bäume-trauert war noch vor seinem Baum und trauerte. Als er mich begrüsste sagte er mir, dass, durch das Mitgefühl von mir und meiner Gruppe, es den Bäumen besser gehe. Ich hielt ihm den Samen unter die Nase, den er neugierig betrachtete. Doch auch er hatte noch nie einen solchen gesehen. Ich glaubte schon, das ich die Kräuter für Mebbeth nie kriegen würde, als mir der kleine Mann erklärte, dass ich den Samen wachsen lassen könne… durch pure Willenskraft. Ich wollte dies so schnell wie möglich hinter mich bringen und mir war alles recht um Mebbeth ihre Kräuter zu bringen. Also konzentrierte ich mich auf den Samen und *wollte* das er wächst… was er auch tatsächlich tat. Er brach auf und ein komisches, stachliges, schwarzes Gestrüpp wand sich um meinem Arm. Ich konnte es nicht mehr lösen, doch immerhin waren es die Kräuter, die ich brauchte. Ich bedankte mich bei Der-um-Bäume-trauert und ging los, um Mebbeth zu fragen, ob sie mich von ihren Kräutern befreien konnte.
Ich beschloss nach Norden, beim "Staubfänger" vorbeizugehen, wo ich gleich noch mit Norochj sprach und ihm sagte, dass der Staubmenschendieb tot sei. Er schien zufrieden und bezahlte mich.
Nach dem verlassen der Bar traf ich noch auf Baen, als ich unterwegs war zum Lumpensammler-Platz, und berichtete ihm, dass seine Nachricht überbracht sei. Auch von ihm kassierte ich eine Belohnung und konnte nun ungestört zum Platz gehen, Richtung Westen.
Vor Mebbeths Hütte angelangt lief mir Nodd schon entgegen, der freudig auf eine gute Nachricht hoffte. Seine Freude vergrösserte sich nochmal, als ich ihm die Münzen von Amarysse unter die Nase hielt. "Nodd dankt dir nochmal und nochmal und nochmal und noch tausend mal." Mit diesen Worten verabschiedete er sich und ich ging zur Hebamme rein. Bevor ich sie um Hilfe mit den Kräutern bat fragte ich sie, ob sie mich und meine Gefährten heilen konnte. Morte war sehr mitgenommen vom Kampf mit dem Abishai, doch nachdem Mebbeth nochmal ihren grauen Blütenstaub verstreut hatte fühlten wir uns alle wieder gut.
"Ich hab die Kräuter…" begann ich und fragte sie, ob sie in der Lage war sie zu lösen. Sie sagte ich müsse sie nur wegdenken, was auch tatsächlich klappte. Ich dachte sie auf ihre Anweisung hin in einen quadratischen Rahmen, der alle Stacheln nach hinten gerichtet hatte, damit man ihn an eine Wand hängen konnte. Die Alte war sichtlich zufrieden, obwohl es mir etwas seltsam vorkam, das sie mich quer durch den Stock rennen liess für einen Rahmen… Ich hatte allerdings keine Zeit lange darüber nachzudenken, da sie mir den nächsten Auftrag erteilte. Ich wollte ihr sagen, sie solle doch nochmal nachdenken, ob ich nicht gleich noch was machen konnte, wenn ich schon unterwegs war, doch ich wollte die Alte nicht aufregen, weshalb ich mich einfach höflich verabschiedete und durch ihre Tür verschwand.
Ich kam erneut am Marktplatz an, als mir die gestammelten Worte von Ku'atraa einfielen. "Brasken… westlich vom Markt…" Ich sah in diese Richtung und da stand ein Haus, das es sein konnte. Wie es meine etwas unhöfliche Art ist trat ich ein und sprach den Typen dort an. Es war tatsächlich Brasken, der etwas ruhiger mit dem Kästchen umging, es aber nicht berührte. Er war auch so hilfsbereit mir zu sagen, was es mit dem Ding auf sich hat. Es handelt sich um Moridors Kästchen, das anscheinend schon seit Sigils Entstehung im Stock kursiert. Er hatte keine Nagst davor, weil der Fluch auf dem Kästchen nur seine Besitzer trifft. Der Besitzer muss sich aber freiwillig des Kästchens angenommen haben. Heisst: Solange mir das Teil niemand aus den Händen nimmt werde ich's nicht los.
Es heisst, das darin ein Scheusal lebt, das von Moridor da hinein verbannt wurde. Andere behaupten, es sei Moridor selbst, der in das Kästchen verbannt wurde und den, den er als erstes nach dem Austritt sieht, vor Wut in der Luft zerfetzt. So oder so, wer der Besitzer des Kästchens ist, der sollte es nicht öffnen, sonder zusehen, dass er es schnellstmöglich einem anderen Dussel zuschieben kann.
Brasken sagte, ich solle mich an Shilandra, eine Magierin im nordöstlichen Teil des Stocks wenden, von der er das Kästchen hatte und die es erforschte, bevor sie es weitergab. Ich verabschiedete mich, obwohl ich dachte, das es nicht viel Sinn macht, wenn ich die Vorbesitzer des Kästchens nacheinander aufsuchte…
Egal, ich hatte anderes zu tun, für Mebbeth. Ich ging zum Marktplatz, wo Giscorl, der Stoffhändler stand. Mebbeth sagte, ich solle ihre Wäsche bei ihm abholen. Der Mann holte mir einen Haufen Lumpen, der vom vielen waschen und stärken so hart war wie ein Brett war. "Wie oft hast du sie denn gestärkt?" "Giscorl wäscht und stärkt Wäsche jeden fünften Tag, das ist Giscorls Ritual…" "Ja, aber wie oft…" "Giscorl *wäscht* und *stärkt* Wäsche jeden *fünften* Tag…!" Er schien ein wenig gereizt, also beschloss ich ihm die Lumpen abzunehmen und damit zu verschwinden. Was mir noch auffiel, war, das er seinen Fünf-Tage-Spruch weiter vor sich hinsagte und dass seine Hände völlig verbrüht waren…
Ich beschloss, wenn ich schon am Markt bin, gleich mit Craddock zu reden und ihm zu berichten, was Jhelai ihm auszurichten hat. Ein paar Schritte ostwärts und schon stand ich vor dem Riesen… Ich sagte ihm wahrheitsgetreu, was Jhelai sagte und bot an die Arbeit zu übernehmen. Craddock war erstaunt, das ich nach getaner Arbeit kein Bisschen ermüdet war, gab mir meinen Lohn und sagte, das es nichts mehr zu tun gäbe. Also ging's erneut ab zu Mebbeth.
Sie machte zwar eine kurze Bemerkung, aber es schien sie nicht wirklich zu stören, das die Lumpen so hart waren… Der nächste Auftrag folgte gleich, ich sollte (schon wieder!) zum Markt gehen und bei einer Händlerin, Kossah-Jai, Tinte besorgen. So machte ich mich also endlich zum letzten Mal auf den Weg zum Markt…
Kossah-Jai war eine Fischhändlerin, die keine Tinte führte. Aber es erstaunte mich schon gar nicht mehr, dass sie wusste, woher ich doch welche bekam. Der sogenannte *Brogota-Flossenfisch* blutet aus seinen Kiemen eine Art Tinte, die man sehr wohl zum schreiben verwenden könne, aber sie handle nur mit bestem Fisch… also sollte ich mich an Meir'am, eine andere Fischhändlerin weiter südlich, wenden.
Meir'am, ein nette alte Frau, sagte mir, dass sie tatsächlich solchen Fisch führte, aber ich hatte nichts wo ich die Tinte hätte reinfüllen können.
Das übliche trat ein, einer schickte mich zum andern, der mich wieder zu einem schickte… Am Marktplatz fand ich schnell eine Händlerin, die mir einen teuren Krug aufschwatzen wollte, aber auf meine Anspruchslosigkeit hin einen verbeulten alten Krug zu mir warf. Ich war damit bereits sehr glücklich und Meir'am quetschte etwas Tinte für mich in diesen Krug.
Ich brachte ihn Mebbeth und sie hatte endlich alle ihre Wünsche erfüllt. Sie fragte mich, ob ich immer noch die Kunst lernen wolle, worauf ich schlecht nein sagen konnte, nachdem sie mich im Stock hin und her gescheucht hatte… Sie wollte testen, was ich bereits wusste und gab mir ein Stück Papier, auf dem viele verwirrende Zeichen standen. Ich zwang meine Augen sich nicht auf einzelne Zeichen zu konzentrieren, sondern die Seite als Ganzes zu sehen, worauf ich sie auch tatsächlich lesen konnte.
Meir'am war sehr erstaunt, da nur Zauberkundige dieses Schriftstück entziffern konnten… Ich hatte somit viele Lernstunden übersprungen und sie lernte mir die Grundbegriffe der Zauberei. Sie erklärte mir, wie ich Sprüche lerne, sie ins Zauberbuch übernehme und so weiter… Aus dem Rahmen, einer abgezogenen Schicht der grünen Lappen und der Tinte machte sie mir eine erste Seite für mein Zauberbuch und gab mir noch einige Zaubersprüche die ich darin aufnehmen konnte.
Darunter war ein Identifizierungszauber, den ich dazu verwendete die Dinge in meinem Gepäck zu untersuchen. Ich kämpfte die längste Zeit mit einem magischen Dolch, einem Knochendolch. Das Armband, das ich vom Nekromanten im Mausoleum hatte war ein sogenannter Magusschutz. Ich legte es an und spürte seine magische Energie, die mir irgendwie Schutz bot. Und als letztes der dreieckige Ohrring aus der Leichenhalle… Er war der Ohrring der Regel der Drei. Ich konnte mit ihm drei mal dreiunddreissig Münzen hervorzaubern… neunundneunzig Münzen…? Mal sehen ob er nicht mehr bringt, wenn man ihn verkauft…
Ich drehte mich zur Tür, als mir Mortes Zähne auffielen… beziehungsweise die Zähne von Ingress. Ich sah sie etwas genauer an und, so blöd es auch klingt, sprach mit ihnen. Ich sagte ihnen ich hätte gerne, dass sie zu einer magischen Waffe werden und, dass sie nicht auf den Gegner einschlagen, sondern ihn stechen. Tatsächlich ging kurz darauf ein magisches Leuchten von ihnen aus und Morte schien damit besser kämpfen zu können. Ausserdem waren sie irgendwie spitzer geworden…

Der Irrgang

Ich verliess den Lumpensammler-Platz und ging schon wieder Richtung Markt, weil ich den Ohrring verkaufen wollte… Ich war gerade in diesem Stadtteil angekommen, als mir ein Dabus ins Auge stach. Wie die anderen auch ging er seiner Arbeit nach und hämmerte an den Mauern eines Gebäudes rum… Doch ich verspürte plötzlich das Bedürfnis ihn zu verprügeln… Ich glaubte damit irgendwas zu bezwecken… Ich versuchte gleich meine neuen Kenntnisse aus und sprach einen Zauber. Ich spürte wie die Energie durch meine Arme in die Hände und Finger floss und kurz darauf materialisierte sich in meinen Händen eine Farbkugel, die irgendwie gefährlich war. Also schmiss ich sie auf den Dabus, der davon prompt geschlagen wurde. Ich tötete ihn ohne Mühe und glaubte, das es nicht reicht um die Erfahrung zu sammeln, die ich wollte. Ich suchte einen nach dem andern auf und tötete etwa zehn Dabus, als ich merkte, das etwas nicht stimmt…
Ein gigantischer Schatten, an allen Seiten gezackt, kam auf mich zu. Ich schaute zum Himmel, wo eine riesige Gestalt flog… Die Dame der Schmerzen. Eigentlich sollte ich vor Angst erzittern und, wie es immer heisst, in ihrem Schatten sterben, doch mir kam das vertraut vor, als wäre es schon mal passiert… Ich spürte, wie sich ein Portal öffnete und ich an einen anderen Ort kam, einen Ort weit ausserhalb von Sigil…
"Oh, oh, hier wollte ich gar nicht hin…" Die Worte drangen wie ein Stechen in die Stille dieses Ortes. Ich befand mich auf einer grünen, vom Moos glitschigen, Plattform. Es war das Zentrum eines grossen Kreises. Es gab rundherum weitere Ringstücke, etwa fünf Ringe um die Plattform herum. An einigen Orten waren Steinsäulen, die diese Ringe miteinander verbanden. Über sie konnte ich zu den anderen Ringen kommen. Als ich den äussersten Ring erreichte standen dort grosse, steinerne Torbögen. Ich ging dem Ring entlang und erwartet noch einen und noch einen und… da war einer zerstört! Ich durchsuchte die Trümmer, bei denen sich anscheinend jemand ein Lager eingerichtet hatte, und fand einen grossen Kriegshammer, ein Schwefelhammer, der jeden getroffenen Gegner verbrannte. Ausserdem einen Knochenrahmen, über den ein Stück Haut gespannt war. Es sah recht primitiv aus und die Haut erinnerte mich an meine eigene, aber der Rahmen war perfekt gearbeitet. Die Knochen waren so geschnitzt, das sie nahtlos ineinander passten. Ich klappte das Gebilde auf und sah, das es tatsächlich ein Buch war. Ich betrachtete die Seiten und versuchte sie zu entziffern…
Da stand ich nun, in der endlosen Leere eines Irrganges und versuche eine merkwürdige Schrift zu entziffern. Egal wie sehr ich mich auch anstrengte, die Symbole ergaben einfach keinen Sinn… Ich machte das Buch zu und wollte es weglegen, als mir der Gedanke kam, das die Symbole *im* Buch vielleicht gar keinen Sinn machen sollen und der Rahmen viel wichtiger sei. Keine Ahnung wie ich auf das kam, doch es stimmte. An einer Ecke liess sich der Rahmen öffnen und ein Stück Haut liess sich herausnehmen. Ich betrachtete es und stellte fest, das es mein verlorengegangenes Journal war und das ich offensichtlich ziemlich verrückt war, als ich das geschrieben hatte. Ich hatte es immer wieder überschrieben, als hätte ich viel zu viel auf viel zu wenig Raum schreiben wollen. Aber einige Sätze liessen sich noch entziffern:
GEFANGen GeFanGen DER DAME WILLE geschehe WEIche ihrem Blick aus… zu VIELE ich TÖTETe zu VIELE, erwürgen und töten und den ATEM stoppen in ihrem Hals… es gibt einen AUSWEG ICH WEISS es dann grins ich dem mit der KLINGe eins… EINER der BÖGEN birgt den Ausgang, EINER von ihnen, EINER hat den Ausgang, kann nur nicht einfach durch einen nach dem andern GEHEN, vielleicht - vielleicht sollte ich durch einen gehen, DANN zum selben Portal zurückgehen, ohne…
Mehr war nicht zu entziffern und ich konnte auch nicht viel damit anfangen… Ich untersuchte den ganzen Irrgang. Es gab rundherum Torbögen. Einige waren von der mittleren Plattform zugänglich, andere nicht. Ich ging durch einen durch und landete am anderen Ende des Irrgangs. Jeder Bogen hatte ein Gegenstück zu dem ich kam, wenn ich einen durchschritt. Ausser der zerstörte Bogen, sein Gegenstück war unerreichbar…
Da gingen mir die Worte aus dem Journal nochmal durch den Kopf. Ich ging also durch ein Portal und rannte quer durch den Irrgang um erneut durch dasselbe Portal zu laufen… und tatsächlich kam ich nicht am anderen Ende raus, sondern ein paar Bögen weiter drüben. Ausserdem fühlte ich mich nicht mehr so allein… Es war, als wäre mit meinem Durchschreiten des Portals etwas mit hinein gekommen… Ich versuchte einen Boden nach dem anderen, bis sich mein Verdacht bestätigte… Ein Wesen, das einer Frau ähnelt, aber völlig substanzlos schien stand plötzlich vor mir. Ihre langen Haare, die beinahe bis zum Boden gingen, waren zu dicken, peitschenartigen Strähnen geformt. Ihre Augen leuchteten traurig gelb und sie schwebte auf mich zu. Sie hatte keine Füsse, gegen unten hörte sie einfach auf zu existieren…
Ich konnte sie aber nicht lange betrachten, da sie auf mich zukam und mir ein paar Schläge mit ihren "Haaren" verpasste. Ich zog den Dolch, obwohl ich nicht glaubte, dass dieses… dieser Schatten zu bekämpfen sei. Und doch irrte ich mich. Nach einigen gezielten Schnitten löste sich das Wesen auf.
Ich hatte noch einige Begegnungen dieser Art und ging aus allen siegreich hervor, bis ich endlich den richtigen Boden zwei mal durchschritt und sich unter dem bis dahin unerreichten Gegenstück des zerstörten Bogens ein Portal öffnete, durch das ich schritt…