Ravel
Seht in jenes fahle Angesicht
In das seit Ewigkeiten
Kein Licht mehr vorgedrungen
Und dem selbst die schönsten Zeiten
Nicht das kleinste Lächeln abgerungen
Dieses Gesicht, es ist so starr
So hart, emotionslos, sonderbar
Und doch, so klar
Vom Leiden, das einmal war
Vom Leiden, das die Welt aus sich selbst gebar
Geprägt
Das jeder, der sich in ihm bewegt
Zu seinen ausdruckslosen Augen hinstrebt
Und in der Leere seines Leidens vergeht.
Die Gestalt selbst ist gebeugt
Gebeugt von den Lasten der Zeit
Die sie seit dem Beginn der Ewigkeit
Auf deren Schultern ruhen
Und ihr bleibt nichts anderes zu tun
als ewiglich beflissentlich
Ihrer Arbeit nachzugehen
darauf bedacht niemanden
zu sehen
noch gesehen zu werden
Wo auch immer Menschen sterben
ist sie da
zeitlos, weder jung noch alt
die Gestalt
doch niemand nimmt sie wahr
Sie möchte nicht wahrgenommen werden
Denn sie weiß, wer sie einmal sieht
Wird sterben...
Die Gestalt, sie ist alt
Die Furchen sind tief in ihr Gesicht gegraben
Und doch ist sie bereit nach wie vor ihr Schicksal zu tragen
Durch ihre Ausdauer
Alle anderen zu überragen
Das ist ihr Ziel
Und dafür setzt sie viel aufs Spiel
Ihr Leben hat sie vor langem verloren
Ihre Seele ist schon lange in den Abgründen der Hölle vergoren
Und doch eilt sie weiter
Von einem unsäglich starken Willen getrieben
Mit den apokalyptischen Reiter
Ist sie schon verglichen worden
Sie sind alle, alle unter ihrer Hand gestorben
Der Tod selbst
Flieht vor ihrer Macht
Und durch ihre eigene
Hat sie bereits Sachen vollbracht
Die jeder Vernunft nur so spotten
Doch, trotz all ihrem Können
Wollen es die Götter Ihr nicht Gönnen
Was den Menschen unter Liebe geläufig
Sie trifft sie zwar bei den Menschen häufig
Sie selbst hat sie doch nur einmal erst erfahren
So innig so tief,
alles hätte sie für ihn getan
Doch er lief
Lief in Sein Verderben
Und jetzt, letztendlich
Mußte auch er endlich sterben
Nun, steht sie wieder allein
Und fragt sich, warum muß das alles so sein
Sie weiß es es nicht
Und möchte es in Wirklichkeit gar nicht wissen
Das einzige, was sie weiß, sie möchte ihn nicht länger missen
Und sie macht sich auf wieder auf den Weg
Immer mehr und mehr giert sie nach Blut
ihre Wege sind mit Toten verziert,
die nach Vergeltung zum Himmel schreien.
"Schreit nur", denkt sie sich,
"Ihr bleibt doch nicht lang allein
Was möchte ich doch bei Euch sein"
Doch so spricht sie täglich
Und die Leichen unter ihren Füßen jammern kläglich
Wann es denn nun endlich so weit sei
Und sie zu ihnen käme
Ravel??? Sie??? Nie!!!